Nun kommt sie also endlich, die längst überfällige Lkw-Maut auf den deutschen Autobahnen. Deutschland gilt europaweit als das größte Transitland schlechthin und mit dem dichtesten Autobahnnetz aller EU-Länder auch als das Territorialgebiet mit dem höchsten Verkehrsaufkommen auf unserem Erdteil. Daher sehen insbesondere die deutschen Nachbarstaaten einschließlich der Tschechischen Republik der sich am 1. Januar 2005 vollziehenden Einführung des Mautsystems mit gemischten Gefühlen entgegen. Lothar Martin berichtet.
Foto: Jana Sustova
Rund ein Sechstel der 12.000 tschechischen Lastkraftwagen, die regelmäßig nach Deutschland fahren, sind noch nicht mit einem für die elektronische Streckenerfassung entwickelten Bordcomputer, dem so genannten On-Board-Units (OBU) ausgestattet. Und auch in den verbleibenden Stunden bis zum Jahreswechsel wird es nur den wenigsten von ihnen noch gelingen, sich über eine der hierzulande 29 autorisierten Serviceeinrichtungen das fehlende Fahrzeuggerät einbauen zu lassen. Denn diese Serviceeinrichtungen sind voll ausgelastet mit dem Einbau der frühzeitig bestellten Bordcomputer, für den man zwischen Erzgebirge und Beskiden zwischen 6000 bis 8000 Kronen bezahlen muss. Das Fahrzeuggerät selbst kostet nichts, denn es bleibt Eigentum der deutschen Firma Toll Collect, die in Zusammenarbeit mit der Deutschen Telecom, Daimler Chrysler und der französischen Gesellschaft Cofiroute das elektronische Lkw-Mautsystem entwickelt hat. All jene, die sich rechtzeitig um ein solches Fahrzeuggerät und dessen fachgerechten Einbau gekümmert haben, können daher sogleich ab 1. Januar auf die sehr bequeme und monatlich durchgeführte Mautabrechnung via Computer zurückgreifen. Das heißt aber nicht, dass alle verbleibenden Fahrzeuge im Januar nicht nach Deutschland fahren können, versichert der Sprecher der tschechischen Spediteur-Vereinigung Cesmad Bohemia, Martin Felix:
Illustrationsfoto: Jana Šustová, Radio Prague International
"Sie können es durchaus, denn es besteht die Möglichkeit, die Maut an den dafür aufgestellten Terminals zu zahlen. Die Frage bleibt natürlich, wie dort die Situation nach dem 1. Januar aussehen wird, denn es handelt sich um einen verhältnismäßig komplizierten Vorgang. Jeder muss die Dateneingabe nämlich zunächst erst einmal ausprobieren, es können dabei auch Sprachprobleme auftreten, so dass eine solche Operation ca. fünf Minuten dauern sollte. Daher muss man damit rechnen, dass anfangs einige Verwirrung und lange Warteschlangen vorherrschen werden."
Nun, so ist das stets, wenn etwas Neues eingeführt wird. Einen erfolgreichen Start des deutschen Mautsystems erhofft man sich jedoch nicht zuletzt im tschechischen Verkehrsministerium. Denn entgegen vorsichtiger Planungen, die von einer Einführung der tschechischen Lkw-Maut mit Beginn des Jahres 2007 sprachen, will Ressortchef Milan Simonovsky dieses System nach Möglichkeit schon ein Jahr früher einführen. Der Grund liegt auf der Hand: Wegen der Mautzahlungen in Österreich und bald auch in Deutschland haben sich viele internationale Spediteure die Tschechisches Republik als neues Transitland auserkoren. Daher muss man hierzulande schnellstens nachziehen, will man nicht vom Abgasmief und Lärmpegel der ungeliebten Brummis "erschlagen" werden.