Lohnerhöhung im Staatssektor ab März
Etwa 800 Tausend Mitarbeiter im staatlichen Sektor können sich auf eine Lohnerhöhung ab März freuen. Markéta Maurová berichtet.
Das tschechische Kabinett hat am Montag auf seiner Sitzung in Zlin die Erhöhung der Tariflöhne beschlossen. Die Tarifkomponente, die gewöhnlich etwa 70 Prozent des gesamten Gehalts darstellt, wird um 11 % erhöht, was in den meisten Fällen etwa 1 000 Kronen mehr bedeutet. Eine Ausnahme stellt das Gesundheitswesen dar, in dem eine Lohnerhöhung von 18 % vorausgesetzt wird. Premier Milos Zeman bemerkte in diesem Zusammenhang, dass das mittlere medizinische Personal am stärksten begünstigt werde.
"Dies liegt an der einfachen Tatsache, dass der Tarifanteil am gesamten Gehalt bei Krankenschwestern, die zum bisher vernachlässigten Teil des medizinischen Personals zählten, etwa 90 Prozent ausmacht, während der Anteil bei den Ärzten wesentlich kleiner ist."
Die Oberkrankenschwester der Thomayer-Klinik in Prag Dana Juraskova begrüßt diese positive Nachricht, erwähnt jedoch auch die daraus folgenden Schwierigkeiten:
"Die Erhöhung beträgt rund 1500 Kronen, je nach der Praxis der jeweiligen Krankenschwester. Die schlimme Nachricht ist natürlich die, dass Krankenhäuser wie das unsere keine Finanzmittel zur Lohnsteigerung erhalten. Es wird ein wirklich ernstes Problem bedeuten und wir arbeiten verstärkt daran, wie man die Einkünfte der Krankenhäuser aus der Krankenversicherung erhöhen könnte."
Auch die Geistlichen werden bei der Lohnerhöhung nicht außen vor bleiben - ihre Einkommen werden um 14 % gesteigert. Der Sprecher der Ostrauer-Troppauer Diözese, Pavel Siuda, verweist darauf, dass die Gehälter der Geistlichen seit drei Jahren vergessen wurden:
"Die Geistlichen werden derzeit nach Tabellen vom Januar 1999 bezahlt. Wir halten daher die Lohnerhöhung für erforderlich. Ein Hochschulabsolvent, der als Kaplan in den geistlichen Dienst eintritt, erhält nämlich heute ein Bruttogehalt in Höhe von 5 780 Kronen, d.h. nur 80 Kronen über dem derzeitigen Minimallohn."
Eine bessere Entlohnung wartet ab März auch auf Lehrer, Polizisten, Beamte und weitere staatliche Mitarbeiter. Ob sie aber tatsächlich wesentlich besser dran sein werden, ist umstritten. Wie z.B. in Schulen schon früher geschehen, wäre es auch diesmal wieder möglich, dass der Tarifteil des Gehalts zwar erhöht wird, diese Erhöhung jedoch durch die Reduzierung anderer Lohnkomponenten kompensiert wird.
Am Montag wurde auch der drohende Streik der Prager Straßenbahnfahrer abgewandt. Nach mehrstündigen Gesprächen mit der Leitung des Prager Verkehrswerkes wurde die Lohnerhöhung von 7,5 Prozent erreicht. Weitere Tarifforderungen der Fahrer sowie die Anpassung der Löhne an die der Bus- und Metrofahrer wird eine unabhängige Institution beurteilen.