Ludwig Salvator – der außergewöhnliche Habsburger
Eine internationale Konferenz in Brandýs beschäftigt sich mit Leben und Werk des Naturwissenschaftlers und Forschungsreisenden.
Dieses Jahr wäre der 170. Geburtstag des Forschungsreisenden und Naturwissenschaftlers gewesen. Daher findet an diesem Wochenende in Brandýs nad Labem eine internationale Konferenz statt. Jan Kahuda vom tschechischen Nationalarchiv in Prag hat sie mitorganisiert:
„Die Tagung dauert von Freitag bis Sonntag. Dabei treten rund 30 Referenten auf. Sie kommen nicht nur aus Tschechien, sondern auch aus Österreich, Deutschland, Spanien, Italien und sogar ein Kollege aus Syrien.“
Das Themenspektrum bei der Konferenz reicht von Leben, Ausbildung und Familienverhältnissen Ludwig Salvators, über seine wissenschaftliche Tätigkeit bis hin zu seinen Reisen. Doch warum beschäftigen sich bis heute so viele Fachleute mit dem Habsburger, der 1847 geboren wurde und 1915 gerade auf Schloss Brandýs starb?
„Er ist eine irgendwie romantische Persönlichkeit, die sehr interessant ist. Ein Habsburgischer Erzherzog ohne Thron und ohne Herrschaft. Er stammte aus der toskanischen Linie, ist in Florenz geboren worden. Als er aber zwölf Jahre alt war, musste seine Familie Italien verlassen und war im Exil“, so Kahuda.Damals kommt Ludwig Salvator zunächst nach Salzburg, recht bald aber nach Böhmen, auf die Habsburger Besitzungen in Ostrov nad Ohří / Schlackenwerth an der Eger und eben Brandýs nad Labem. Bereits als Jugendlicher interessieren den Erzherzog die Naturwissenschaften, und er ist abenteuerlustig. Damit bildet er eine Ausnahme in dem weitverzweigten Herrscherhaus.
„Er schrieb fast 50 Bücher, wenn auch nicht alleine, sondern zusammen mit seinen Mitarbeitern. Und er war wissenschaftlich sehr aktiv und auch bekannt, dabei stand er in Kontakt mit mehreren Wissenschaftlern seiner Zeit.“Von 1867 bis 1904 unternimmt der Erzherzog unter dem Pseudonym „Ludwig Graf Neuendorf“ zahlreiche Forschungsreisen. Diese führen ihn sogar bis nach Tasmanien. Doch berühmt wird er als „Chronist des Mittelmeers“. Jan Kahuda:
„Er reiste auch zu den Balearen und den griechischen Inseln Ithaka oder Zakynthos, alles heute attraktive Tourismus-Ziele. Auch aus diesem Grund ist er immer noch so beliebt.“
„Wir planen, bis in ein paar Jahren die Hinterlassenschaften voll zu digitalisieren. Dabei werden nicht nur alle Dokumente eingescannt, sondern auch jede Kleinigkeit, jeder Zettel oder jeder Brief, beschrieben. Das wird dann hoffentlich alles auf den Internetseiten des Nationalarchivs zugänglich, was wiederum der systematischen Forschung helfen dürfte.“