Weltreisender Ludwig Salvator: Nationalarchiv plant neue Biographie

Ludwig Salvator (Foto: Martina Schneibergová)

Heute ist er vor allem als Naturwissenschaftler und Forschungsreisender bekannt: Erzherzog Ludwig Salvator stammte aus dem toskanischen Zweig des Hauses Habsburg-Lothringen. Auch wenn er fast 40 Jahre auf der Insel Mallorca verbrachte, hatte er eine enge Beziehung zu Böhmen. Der Habsburger mit einer Leidenschaft für die Seefahrt hatte in Prag studiert. Sein Stammschloss befand sich nördlich der tschechischen Hauptstadt in Brandýs nad Labem / Brandeis. Dort wird jedes Jahr im Herbst ein Ludwig-Salvator-Symposium veranstaltet. Jan Kahuda ist Archivar und arbeitet im Nationalarchiv in Prag. Beim jüngsten Symposium stellte er ein wissenschaftliches Projekt des Nationalarchivs vor. Ein Gespräch mit Jan Kahuda.

Ludwig Salvator  (Foto: Martina Schneibergová)
Herr Kahuda, worauf konzentriert sich das Projekt „Ludwig Salvator, der Wissenschaftler und Forschungsreisende“?

„Das Projekt wird im Nationalarchiv verwirklicht und ist für drei Jahre geplant – von 2016 bis 2018. Die Hauptperson, die das Projekt leitet, ist meine Kollegin Eva Gregorovičová, die sich mit dem Thema seit mehr als 20 Jahren beschäftigt. Im Rahmen des Projektes soll eine neue, tschechisch verfasste Biographie von Erzherzog Ludwig Salvator entstehen. Diese soll nicht nur auf den Quellen aus dem Nationalarchiv beruhen, wo ein Teil des Nachlasses von Ludwig Salvator aufbewahrt wird. Sondern sie stützt sich auch auf weitere Sammlungen, vor allem aus dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien und aus dem Archiv auf Mallorca sowie auf Quellen von öffentlichen und privaten Institutionen. Das Hauptziel des Projektes ist es, die Persönlichkeit von Ludwig Salvator wissenschaftlich ausführlich zu beschreiben. Zu den weiteren Zielen gehören eine Inventarisierung des Prager Teils von Ludwig Salvators Archiv sowie eine ausführliche Beschreibung des Archivbestands und seine spätere Digitalisierung. Alle diese Dokumente sollen künftig online zugänglich sein. Zudem ist für kommendes Jahr eine wissenschaftliche Tagung auf Schloss Brandeis geplant.“

Jan Kahuda  (Foto: Martina Schneibergová)
Über Ludwig Salvator und sein Leben wurden inzwischen auch Ausstellungen zusammengestellt. Eine Dauersammlung besteht beispielsweise in Brandeis. Wird im Rahmen des Projektes eventuell mit einer Erweiterung oder Ergänzungen der Ausstellungen gerechnet?

„Mit einer Ausstellung als Form der Präsentation des Projektes wird zurzeit nicht gerechnet. Aber die Erkenntnisse, die das Projekt hoffentlich bringt, können bestimmt auch in dieser Form genutzt werden. Das Ludwig-Salvator-Archiv und die Persönlichkeit des Erzherzogs wurden schon mehrmals präsentiert, und nicht nur hierzulande. In Tschechien gab es wiederholt Ausstellungen in Brandeis, im Prager Nationalarchiv und im Italienischen Kulturinstitut in Prag. Derzeit ist immer noch eine Ausstellung in Schlackenwerth (tschechisch Ostrov, Anm. d. Red.) zu sehen, die sich auf die toskanischen Habsburger und deren Beziehung zu dem Ort konzentriert. Dort wird aber auch die Persönlichkeit von Ludwig Salvator gezeigt. Es gab zudem früher schon einige Ausstellungen in Italien – in Florenz und auf den Liparischen Inseln, wo Ludwig Salvator auch tätig war. Die Ausstellungen hatte Eva Gregorovičová zusammengestellt.“