Mährischer Maschinenbau: Der Marcus-Wagen kehrt auf die Straße zurück

Marcus-Wagen
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Gerade hat Skoda die Einführung einer neuen Modellreihe angekündigt, da kommt die Nachricht über ein weiteres, diesmal tschechisch-österreichisches Automobilprojekt. Noch in diesem Jahr soll der Wagen rollen - allerdings nur sehr langsam, denn es handelt sich um einen Nachbau des so genannten Marcus-Wagens, neben dem bekannten Benz-Dreirad eines der ältesten, wenn nicht gar das älteste Automobil der Welt. Maßgeblichen Anteil an der Entstehung sowohl des Originals wie auch der Replika hat die heutige Firma Adast aus dem mährischen Adamov bei Brünn. Mehr dazu von Thomas Kirschner.

Ein klobiges Holzgestell mit Kutschenrädern und einem steil stehenden, winzigen Lenkrad: Der so genannte zweite Marcus-Wagen, benannt nach seinem Erfinder, dem Wiener Ingenieur Siegfried Marcus, ist eines der wichtigsten Exponate des Technischen Museums in Wien. Die Entstehungszeit ist umstritten, die Datierungen schwanken zwischen 1875 und 1888. Womöglich ist der Marcus-Wagen also das erste Automobil überhaupt, ganz sicher aber das älteste fahrbereit erhaltene. Damit er in Zukunft auch tatsächlich wieder in Aktion zu bewundern sein wird, hat sich das Technische Museum Wien zu einem Nachbau entschlossen. Kooperationspartner ist der mährische Druckmaschinenhersteller Adast aus Adamov / Adamsthal. Unter dem damaligen Namen Märky, Bromovsky & Schulz war die traditionsreiche Firma bereits am Bau des originalen Marcus-Wagen beteiligt, weiß Petr Fomenko, der bei Adast das Projekt Marcus-Wagen leitet.

"Von 1875 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren wir der offizielle Hersteller der Marcus-Motoren, das war einer der ersten Viertakt-Motoren in Europa oder überhaupt weltweit. Und schon damals haben wir diese Motoren für das österreichische Kaiserreich produziert. Die Idee jetzt war, dieselben Teile wieder neu zu bauen. Das heißt von uns kommen wieder Motorenteile, Riemenscheiben und so weiter."

Der originale Marcus-Wagen steht inzwischen seit 90 Jahren im Wiener Technischen Museum. Passend zum Jubiläum soll der Nachbau noch in diesem Oktober dem Publikum in Wien bei einer Ausfahrt präsentiert werden - als Beifahrer hat sich bereits Bundespräsident Heinz Fischer angemeldet. Bald darauf soll der Wagen aber auch nach Tschechien kommen - und zwar auf eigenen Rädern, wie Petr Fomenko betont.

"Für den Wagen gibt es einen Plan für die nächsten drei Jahre. Darin ist zuerst auch eine Reise nach Adamsthal vorgesehen. Wir wollen also zeigen, dass der Wagen wirklich selbst fährt. Er kommt also auch für ein paar Tage hierher zu uns. Danach wird er im Technischen Museum in Brünn und ein paar Monate im Technischen Museum in Prag zu sehen sein. Und dann haben wir auch vor, den Wagen auf verschiedenen Messen zu zeigen, auf denen wir uns mit unseren Druckmaschinen vorstellen."