Magenballon - Briten lassen sich in Prag einen Weightwatcher einpflanzen

Magenballon

Wir haben es hinter uns: Weinachten – Zeit der Besinnlichkeit, Zeit der Süßigkeit. Gerade die Süßigkeiten werden zu dieser Jahreszeit vielen Menschen zum Verhängnis. Sie nehmen kiloweise zu. Zu nimmt deshalb auch der medizinische Low-Budget-Tourismus in Tschechien. Schönheitschirurgie und Zahnmedizin sind längst bekannte Tourismusmagnete. Seit einigen Jahren kümmert man sich in Prag aber auch vermehrt um diejenigen, die unter ihrem eigenen Gewicht leiden, also zu fett sind. In einer Privat-Klinik in Prag wendet man eine noch recht junge Methode an, die besonders bei den Engländern beliebt ist.

Doktor Anna Jungwirthová führt durch die Räume der kleinen Privat-Klinik im Prager Stadteil Zizkov. Im weißen Kittel erklärt sie fachmännisch die endoskopischen Instrumente. In der Hand hält sie einen leeren schlaffen Ballon. Er sieht nicht gerade Appetit anregend aus, aber er ist für den Magen bestimmt:

„Das ist ein elastischer Ballon - ungefähr so groß wie eine dicke Apfelsine. Dieser Ballon wird ohne chirurgischen Eingriff oral in den Magen eingeführt und dann mit steriler Flüssigkeit gefüllt. Rund 75 Prozent des Magens füllt der Ballon dann aus und soll helfen, den Appetit zu reduzieren. Im Schnitt nehmen die Patienten 15 Kilo ab. Aber die Unterschiede sind da sehr groß. Der eine nimmt 10 Kilo ab, ein anderer bis zu 29 Kilo.“

Gefüllt sieht dieser Ballon aus wie ein großes glasiges Auge. Ein Weightwatcher direkt im Magen, der neben sich nur noch wenige Speisen duldet. Ihren Appetit reduzieren, abnehmen, das wollte auch Elisabeth aus dem englischen Brighton. 1,65 m groß brachte sie satte 100 Kilo auf die Waage. Im Internet ist sie auf die Ballon-Methode gestoßen – und hat angebissen, in Prag.

„Das war etwas, wovon ich noch nie gehört hatte. Aber es klang interessant. Ich wollte es zuerst in Großbritannien machen lassen, aber dort kostete es doppelt so viel. 4000 Pfund zahlt man in Großbritannien und in Prag kostete das ganze inklusive Anreise usw. weniger als die Hälfte. Deswegen bin ich nach Prag gekommen.“

2.000 Pfund, das sind rund 2.300 Euro. Billig, finden viele Engländer wie Elisabeth und lassen sich den Magenballon in Prag einsetzen. England spielt auf dem Europa-Index der Pfunde in der Oberliga mit. Und so gibt es in Prag auch schon eine englische Firma, die ihren Landsleuten erfolgreich die Ballon-Prozedur vermittelt. New You heißt sie, das Neue Du, und verspricht damit nicht wenig.

Und Elisabeth? Hat sie ihr neues Ich in Prag gefunden? Sechs Monate hat sie den Ballon im Magen gehabt.

„Die ersten Wochen fühlt es sich etwas unangenehm an. Und dann spürt man, dass man wirlich viel weniger Essen benötigt als zuvor. Aber nach drei, dreieinhalb Monaten hatte ich das Gefühl, dass es keinen Effekt mehr hat. Ich habe wieder die gleichen Massen in mich hineingestopft. Insgesamt habe ich immerhin neun Kilo abgenommen. Aber in den letzten paar Monaten bin ich überhaupt keine Pfunde mehr losgeworden.“

Die Ärztin Anna Jungwirthová weiß, wo das Problem liegt.

„Es kommt einfach sehr darauf an, ob und wie viel jemand wirklich abnehmen will, wie motiviert er ist und wie stark sein Wille ist den Lebensstil zu ändern.“

Gerade der Lebensstil ist bei Elisabeth das Problem. Zu sehr liebt sie das Bier. Und Bier, das ist ja bekanntlich in Prag ganz besonders gut.