Manual für Umgang mit Tschechen

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Spieglein Spieglein an der Wand, wer ist der "Beste" in der ganzen Welt? Von diesem Motto muss offenbar der Verfasser des Textes inspiriert gewesen sein, den Jitka Mladkova kürzlich im Internet entdeckt hat.

Wenzelsplatz  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Was sollen die Ausländer, die nach Tschechien kommen wollen, über das Land wissen? Genau diese Frage hat sich das tschechische Ministerium für Arbeit und Soziales gestellt. Die Antwort ist nun seit einigen Monaten auf seiner Website zu finden: Ein aufgrund komprimierter Informationen gezeichnetes Bild eines Landes, mit dem man sich vertraut machen kann. Offensichtlich am besten noch bevor man zu einem Besuch aufgebrochen ist. Allem Anschein nach ging man bei der Textverfassung davon aus, dass sich im Internet vor allem diejenigen Interessenten Fakten über Tschechien holen werden, für die es eine "terra incognita", also so gut wie gar nicht bekannt ist.

Das 88 Seiten umfassende Tschechien-Manual bietet potentiellen Besuchern auf ganzen 75 Seiten die Möglichkeit, sich ihre Wissenslücken zu füllen mit Informationen über die Struktur der Staatsmacht, des Parlaments, der Bevölkerung, über die Währung oder aber auch darüber, wie man hierzulande Unternehmer werden kann, wie man eine Wohnung erwerben kann oder wie man sich in einer Situation verhalten soll, in der gewisse Anzeichen auf mögliche Korruption oder auf Missbrauch der Kompetenzen durch einen Staatsvertreter hindeuten. So weit, so gut. In einem Land, in dem die Korruption schon seit den Zeiten des Kommunistenregimes gut gedeiht und es nach wie vor nicht leicht ist, sich eine eigene Wohnung anzuschaffen, dürften die Ratschläge des Arbeitsministeriums nützlich sein, denkt man sich bei der Lektüre.

Was es aber auf den restlichen 13 Seiten des ministerialen Kompendiums zu lesen gibt, ist ein Packet von extra wertvollen Empfehlungen. Diese lassen auf eines schließen: Jedermann, der von der Außenwelt nach Tschechien kommt, wird es nämlich mit einer Musternation zu tun haben. Ein paar kostbare Ratschläge für den Umgang mit uns Tschechen will ich Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, nicht vorenthalten. In der Sparte Kommunikation heißt es: Außer im Gespräch im Freundeskreis soll man ein kontroverses Gesprächsthema meiden, die Ansichten der anderen respektieren, nicht zu schnell reden, nicht schlecht artikulieren, übermäßig gestikulieren, sich zu emotional, sprich theatralisch benehmen, vulgäre Ausdrücke benutzen.

Zum Kommunikationsinstrumentarium der Einheimischen gehören aber auch der Händedruck zur Begrüßung, die Bewegung des Kopfes von links nach rechts, oder auch von rechts nach links, wenn man sein "Nein" demonstrieren will, wohingegen es für ein Ja nur eine Richtung gibt, nämlich von oben nach unten. Nach der Lektüre dieser "Gebrauchsanweisung" steht außer Zweifel: Die Tschechen sind eine Menschenspezies, die sich von allen anderen von Grund auf unterscheiden. Wer hätte das gesagt!