Marienbader Sandbahn erneut Auftaktort der Langbahn-WM

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Im heutigen Tschechien werden Fahrzeuge verschiedener Marken gebaut. Aber nicht nur das, auch die weltbesten Fahrer der Zwei- und Vierradmobile kann man oft bewundern. An diesem Samstag zum Beispiel die Toprennfahrer auf der Langbahn, die in Mariánské Lázně / Marienbad ihren diesjährigen WM-Auftakt vollziehen.

„Gott sei Dank ist jetzt wieder Marienbad im Programm, wenigstens eine Sandbahn.“ Mit diesen Worten begrüßte ein deutscher Speedway-Fan vergangenes Jahr im Internet die Entscheidung des Internationalen Motorsport-Verbandes (FIM), die westböhmische Kurstadt wieder zum Ausrichter eines Rennens der Langbahn-WM zu machen. In diesem Jahr wiederholt sich das Ereignis. Am Samstag wird in Mariánské Lázně / Marienbad erneut die Finalserie zum Titelkampf der weltbesten Langbahnfahrer gestartet. Und darauf ist auch der Vorsitzende des tschechischen Speedway-Verbandes, Petr Moravec, mächtig stolz:

„Die Veranstalter in Marienbad haben in der Vergangenheit schon oft gezeigt, dass sie in der Lage sind, hervorragende Rennen zu organisieren. Jetzt haben sie es wieder geschafft, in den engsten Kreis der Topausrichter von Langbahnrennen aufzusteigen. In diesem Jahr sind sie sie unter den fünf Veranstaltern der WM-Finalserie, die auch in den Rang einer Grand-Prix-Serie erhoben wurde.“

Moravec weiß, wovon er spricht: Die 1000-Meter-Bahn in Marienbad ist die längste und schnellste im Grand-Prix-Zirkus. Eine Strecke, die für einen Materialtest geradezu prädestiniert ist. Und der fällt im Gegensatz zu den kürzeren Speedway-Rennen ungleich härter aus. Der tschechische Rennfahrer Pavel Ondrašík erklärt die Unterschiede beim Material.

„Der größte Unterschied ist der, dass die Motorräder beim Langbahnrennen ein Zwei-Gang-Getriebe haben. Mit dem ersten Gang wird gestartet, in den zweiten Gang schaltet man nach zirka 30, 40 Metern. Die Kraftübertragung durch das Getriebe erfolgt schneller, da auch die Strecke wesentlich länger ist als das 400-Meter-Oval beim Speedway. Die Motorräder haben einen Stoßdämpfer auf der Hinterachse, den Speedway-Maschinen nicht haben, und das Hinterrad ist größer. Auch dadurch wird die höhere Geschwindigkeit ermöglicht.“

Pavel Ondrašík ist einer der beiden tschechischen Rennfahrer, die beim Grand Prix in Marienbad an den Start gehen. Als Zweitem der tschechischen Meisterschaft wurde ihm eine Wildcard zuerkannt. Allerdings nur für das eine Rennen. Umso ehrgeiziger ist das Ziel, das Ondrašík verfolgt:

„Nach den vier Läufen, die jeder Fahrer zu absolvieren hat, würde ich gern im Halbfinale stehen. Dann wäre ich unter den besten Zwölf. Sollte ich dieses Ziel erreichen, werde ich weiter sehen was möglich ist. Das hängt dann von der Auslosung und vom Rennverlauf ab. Wenn ich es sogar ins Finale schaffen sollte, wäre ich absolut zufrieden.“

Der zweite tschechische Fahrer ist der bereits 47-jährige Zdeněk Schneiderwind, auf den auch Petr Moravec große Stücke hält:

„Zdeněk Schneiderwind wird bei der gesamten WM-Serie dabei sein. Obwohl er bei der Qualifikation im letzten Jahr wegen Verletzung fehlte, hat ihm die FIM eine Wildcard für alle fünf Rennen gegeben. Aufgrund seiner Leistungen aus dem Vorjahr, vor allem hier beim Rennen in Marienbad, ist die FIM davon überzeugt, dass er zur Weltklasse gehört.“

Zu den größten Erfolgen von Zdeněk Schneiderwind zählt ohne Frage der Gewinn der Grasbahn-Europameisterschaft 1998. Einen WM-Erfolg kann er noch nicht vorweisen. Dafür hat ein anderer Fahrer den WM-Titel schon sieben Mal gewonnen. Es ist ein Deutscher, den auch Pavel Ondrašík sofort nennt, wenn er die Frage nach seinem Favoriten für den Renntag in Marienbad beantworten soll:

„Das ist für mich der mehrfache Weltmeister Gerd Riss. Ich habe ihn in dieser Saison schon gesehen. Er fährt einfach super: er hat einen guten Start, bleibt cool und ist sehr schnell. Er will in diesem Jahr seinen WM-Titel verteidigen; schon von daher ist er meine Nummer eins.“

Ondrašík glaubt jedoch, dass auch andere Fahrer eine Chance auf den Sieg haben und Riss das Leben schwer machen werden. Seiner Meinung nach gehören der Finne Joonas Kylmäkorpi, die Briten Glen Philipps und Andrew Appleton, der Niederländer Dirk Fabriek und einige junge Wilde aus Deutschland dazu. Aber auch er und Schneiderwind wollen vorne mitmischen. Den Zuschauern, die am Samstag zur Marienbader Sandbahn kommen, wird also sicher ein spannender Renntag geboten.

Fotos: http://long-track.cz, www.speedwaya-z.cz


Die Tops und Flops der tschechischen Sportwoche

Ein toller Erfolg für den tschechischen Motorsport: Beim traditionellen 24-Stunden-Rennen von Le Mans, das am vergangenen Wochenende zum 77. Male ausgetragen wurde, belegte die tschechisch-deutsche Besatzung mit Tomáš Enge, Jan Charouz und Stefan Mücke einen hervorragenden vierten Platz. Das Trio, das mit einem Aston Martin LMP1 unterwegs war, hat sich damit gegenüber dem Vorjahr um fünf Ränge verbessert. Aber nicht nur das war ein Grund zum Feiern, berichtet Motorsportjournalist Zdeněk Zelenka:

„Im Team herrscht eine Riesenfreude. Im Gesamtklassement hat es nicht nur den vierten Platz belegt, es war auch das schnellste Team, das mit einem Benzinmotor gefahren ist. Bei Langzeitrennen haben Dieselfahrzeuge einen leistungsmäßigen Vorteil. Von daher kann man den vierten Rang auch als einen Sieg feiern – den Sieg in der Klasse der Benziner.“

Ganz anders war die Gefühlslage bei den tschechischen Basketballerinnen. Sie schieden bei der Europameisterschaft im lettischen Riga schon in der Zwischenrunde aus. Eine große Enttäuschung für die Spielerinnen, von denen einige vor vier Jahren in der Türkei noch Europameister wurden. Der Hauptgrund für das frühe Ausscheiden war die vermeidbare 45:62-Pleite gegen Griechenland, die anstelle der Tschechinnen ins Viertelfinale einzogen. Petra Maňáková erklärt, warum gerade diese Niederlage besonders bitter war:

„Die Niederlage schmerzt sehr, weil wir um jeden Preis gewinnen wollten. Aber in der zweiten Spielhälfte haben wir wieder viele unnötige Fehler in der Abwehr gemacht. Wir wurden nervös und haben selbst klare Chancen nicht mehr genutzt. Und das tut weh.“

Foto: ČTK
Nicht ganz so schmerzhaft war die Entscheidung, die die Handballer des HC Baník OKD Karviná in diesen Tagen getroffen haben. Obwohl sie als tschechischer Meister in der europäischen Champions League spielen könnten, werden sie lediglich im EHF-Pokal an den Start gehen. Zu den Gründen für diese Entscheidung sagt Manager Miroslav Pelech:

„Die Situation ist schon seit zehn Jahren die gleiche: Für alle Clubs steigen die Ausgaben, der Zuwachs bei den Einnahmen tendiert aber gegen Null, wenn man nicht mindestens bis ins Halbfinale kommt. Die Auflagen, um in der eigenen Halle spielen zu können, werden immer strenger. Es unterliegt eigentlich schon alles immer strengeren Maßstäben, die Einnahmemöglichkeiten in der Champions League aber verringern sich. Für Mannschaften unseres Kalibers ist dieser Wettbewerb daher völlig uninteressant geworden.“

Autor: Lothar Martin
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