Masaryk-Universität in Brünn entlässt Dozenten wegen Vorwürfen sexueller Belästigung

Masaryk-Universität in Brno

An der Masaryk-Universität in Brno / Brünn sind vergangene Woche zwei Lehrkräfte wegen sexueller Belästigung entlassen worden. Einen weiteren Dozenten hat die Hochschulleitung am Mittwoch aus dem gleichen Grund freigestellt. Studenten haben aber nun eine Petition zur Unterstützung der betreffenden Pädagogen gestartet.

Illustrationsfoto: surdumihail,  Pixabay,  CC0 1.0 DEED

Die Masaryk-Universität in Brünn ist wegen mehrerer vermeintlicher Fälle sexueller Belästigung in die Medien geraten. Reporter des Tschechischen Rundfunks konnten daraufhin Kontakt zu einer Zeugin aufnehmen. Die Studentin ließ ihre Aussage allerdings anonymisieren:

„Es gab anzügliche Anspielungen oder einen Klapps auf den Hintern. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Ein Lehrer legte einer Studentin die große Landkarte aus Stoff für den Skikurs auf die Brust und zeichnete darauf die Hügel nach.“

Laut der Zeugin ist dies nur einer von vielen Vorfällen, die sie am Institut für Sportpädagogik erlebt hat. Dabei sei es sowohl um Druckausübung als auch um konkrete Übergriffe gegangen:

„Es war etwa bekannt, dass es eine Hütte gibt, zu denen nur die Sportlehrer die Schlüssel hatten. Manchmal verschwand dann jemand in diese Hütte. Das war eher ein offenes Geheimnis.“

Illustrationsfoto: Melinda Young Stuart,  Flickr,  CC BY-NC-ND 2.0

Unter großer psychischer Anstrengung berichtete die Zeugin davon, selbst mehrfach Geschlechtsverkehr mit einem der Lehrkräfte gehabt und sich davor betrunken zu haben.

Nun wurde von Studenten der Pädagogischen Fakultät jedoch eine Petition aufgesetzt, die die Dozenten verteidigt. Das vorgebrachte Argument, die Betreffenden seien doch gute Lehrer, dürfe deren unangebrachtes Verhalten aber nicht entschuldigen, meint die Zeugin. Und weiter berichtet sie, dass sie sich durch zahlreiche Zusendungen der Petition unter Druck gesetzt fühle, diese zu unterschreiben.

180 Signaturen gibt es bereits. Tereza ist eine der Autorinnen:

„Die Petition haben wir auf Facebook veröffentlicht und in den Gruppenchats verschickt. Wir haben aber niemanden direkt angeschrieben oder um die Unterschrift gebeten. Mit dem Institut haben wir nur positive Erfahrungen, und wir bedauern es sehr, dass dies nach außen hin anders wirkt. Wir wären froh, wenn sich die Behauptungen als unwahr herausstellen und die Namen der Pädagogen reingewaschen würden, ebenso wie der des gesamten Instituts für Sport- und Gesundheitserziehung.“

Simona Koryčánková | Foto: Masaryk-Universität in Brno

Die betreffenden Dozenten verweigerten dem Tschechischen Rundfunk eine Stellungnahme. Die Dekanin der Pädagogischen Fakultät, Simona Koryčánková, wiederum verweist auf ausgebildete Vertrauenspersonen, an die eventuelle Fälle gemeldet werden sollen. Und der Universitätssprecher Radim Sajbot teilt mit:

„Der Rektor der Masaryk-Universität, Martin Bareš, hat die Dekanin der Pädagogischen Fakultät aufgefordert, Änderungen in der inneren Organisationsstruktur zu erwägen und auch die in den Fächern durchgeführten Evaluationen seit 2012 zu sichten. Außerdem hat er den Beirat für die interne Bewertung der Universität gebeten zu prüfen, ob einige Kurse wirklich notwendig sind, in denen es nachweislich zu unangebrachtem Verhalten oder unerwünschter Stereotypisierung gekommen ist.“

Masaryk-Universität in Brno | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Die Anschuldigungen werden inzwischen von der Polizei untersucht, Anzeigen gibt es bisher aber keine. Die Fakultätsleitung geht schon seit dem vergangenen Jahr dem Verdacht sexueller Übergriffe in den Sportkursen nach. Über Fälle von sexueller Belästigung wurde unlängst auch an Hochschulen in Prag, Olomouc / Olmütz und Liberec / Reichenberg berichtet. An der Prager Karlsuniversität hat die Rektorin in dieser Woche eine Expertenkommission zum weiteren Vorgehen eingerichtet.

Autoren: Daniela Honigmann , Hana Novotná
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