Max-Preis geht an die bernhardsche Inszenierung O. Krejcas im Prager Nationaltheater

Der 80jährige Regisseur Otomar Krejca, eine Legende des tschechischen Theaters, wurde am Mittwoch zum Träger des sog. Max-Preises. Ausgezeichnet wurde seine Inszenierung von Thomas Bernhards "Porträt des Künstlers als alter Mann" im Prager Nationaltheater. Über den Max-Preis, der zum ersten Mal vom Prager Theaterfestival deutscher Sprache verliehen wurde, aber auch über die Position deutschsprachiger Theatertexte auf tschechischen Bühnen spricht im folgenden Markéta Maurová.

Nach dem Hauptanliegen, mit dem der Max-Preis, der mit einer Summe von 100 Tausend Kronen für das siegreiche Theaterhaus verbunden ist, ins Leben gerufen wurde, habe ich den Festivaldramaturg, Ondrej Cerny, gefragt:

"Es geht darum, die tschechischen Inszenierungen der deutschsprachigen Texte zu fördern und von diesen Inszenierungen, die in der letzten Saison uraufgeführt wurden, eine auszuwählen, die sozusagen die bemerkenswerteste oder die beste war. Diese Inszenierung soll einerseits den Max-Preis gewinnen und andererseits im Hauptprogramm des Festivals in Prag präsentiert werden."

Die Jury war durch die Zahl der angemeldeten Inszenierungen angenehm überrascht. Bei etwa einer Hälfte der 14 Texte im Wettbewerb handelte es sich sogar um tschechische Uraufführungen. Die siegreiche Inszenierung ist ein Stück von Thomas Bernhard. Dieser Österreicher hat vor einigen Jahren die tschechischen Bühnen regelrecht überflutet. Kann man heute eine ähnliche dramaturgische Mode verfolgen? - fragte ich das Jury-Mitglied, Zdenek A. Tichy.

"Die bernhardsche Welle klingt nach meiner Meinung immer noch nach. Ich würde aber nicht sagen, dass eine Persönlichkeit im Moment dominiert. Es scheint mir eher, dass die Streuung immer breiter wird - sie reicht von Bernhard und Turrini bis etwa zur Rückkehr zu Schnitzler."

Und was für eine Rolle spielt dabei das Prager Theaterfestival deutscher Sprache? Sind da bestimmte konkrete Inspirationen zu beobachten?

"Ich würde sagen, dass da die Saat schon aufgegangen ist. In der Vergangenheit wurden hier "Top Dogs" gespielt, das Prager Nationaltheater führte die tschechische Fassung der "Sekretärinnen" auf, d.h. eine Variation auf die "Sekretärinnen", die mit einem riesigen Erfolg in Hamburg gespielt und auf dem Prager Festival präsentiert wurden. In dieser Saison erschien hierzulande das "Feuergesicht", und zwar sogar in zwei Aufführungen. Und außerdem finden wir eine indirekte Beeinflussung. Pavel Kohout hat kürzlich erklärt, dass gerade die Inszenierungen Christoph Marthalers, die auf dem Festival gezeigt wurden, ihn zum Verfassen seines neuen Stücks "Die Nullen" - zwar locker, aber eben doch - inspirierten."