Mehr staatliche Hilfe für tschechische Exporteure?
Die Coronakrise hat auch den tschechischen Export in Teilen lahmgelegt. Deswegen fordern Unternehmer mehr Unterstützung vom Staat.
Im April vermeldeten die tschechischen Firmen einen Einbruch von 35 Prozent bei den Ausfuhren. Für kleine und mittelständische Unternehmen fallen die Zahlen aber noch drastischer aus. Im Schnitt ging bei ihnen der Export um 50 Prozent zurück, wie eine Umfrage des entsprechenden Verbandes zeigt.
Deswegen sollten die Hilfsprogramme für die Wirtschaft über den Sommer hinaus verlängert werden. Dies betonte am Dienstag der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes für Industrie und Verkehr, Radek Špicar. Er verwies unter anderem auf die Kreditgarantien des tschechischen Staates für große Export-Unternehmen. Mit diesen Garantien können die Firmen zinslos Geld bei Banken leihen. Das entsprechende Programm nennt sich Covid Plus.
„Bei Covid Plus denken wir, dass es vielleicht Anfang 2021 noch weiterlaufen müsste. Denn zu Ende dieses Jahres könnten einige Firmen in Schwierigkeiten geraten, die jetzt noch gut dastehen. Um konkret zu sein: Ich denke dabei an die Stahlbranche, die Verhüttungsindustrie – diese Branche dürfte zum Jahresende betroffen sein, während ihre Lage derzeit noch nicht so schlecht ist“, sagte Radek Špicar bei einer Pressekonferenz der staatlichen Exportförder-Agentur Czech Trade.
Aber auch Kurzarbeit sollte seiner Ansicht nach weiter möglich sein. Dieses Instrument gegen Arbeitslosigkeit hat auch Tschechien in der Coronakrise vorübergehend eingeführt. Das heißt, der Staat zahlt die Löhne weiter, wenn Unternehmen vorrübergehend in Schwierigkeiten stecken und nicht mehr genügend Aufträge haben.
Der Erhalt der Kurzarbeit ist im Übrigen auch das Ziel von Arbeits- und Sozialministerin Jana Maláčová. Die Sozialdemokratin hat am Wochenende bereits angekündigt, nach den Sommerfreien einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen. Weitere Details erläuterte am Dienstag der Staatssekretär im Arbeits- und Sozialministerium Michal Pícl:
„Zu dem Vorschlag gehört auch, die Kurzarbeit dauerhaft ins tschechische Rechtssystem zu integrieren. Dies muss relativ schnell geschehen, denn schon die nächsten Monate zeigen, wie sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt entwickelt – das heißt besonders, ob es zu Massenentlassungen kommt.“
Der Verband für Industrie und Verkehr drängt des Weiteren darauf, dass der Staat so schnell wie möglich seine Handelsvertretungen wiederbelebt. Diese waren wegen der Corona-Pandemie teils nicht besetzt.
Im Hintergrund steht dabei ein langfristiges Ziel, das eigentlich die Politiker hierzulande ohnehin verfolgen: nämlich den Export stärker aufzufächern. Denn zu 79 Prozent gehen die tschechischen Ausfuhren in EU-Länder. Rechnet man Großbritannien dazu, sind es sogar über 90 Prozent. Und in den vergangenen Jahren hat der Anteil eher noch zugenommen.
Während die Exportdiversifizierung in den Sternen steht, bemüht sich Czech Trade allgemein um Impulse für den Außenhandel. Am Dienstag präsentierte die staatliche Agentur ein Online-Portal für Geschäftstreffen.
„Das ist sicher sehr komfortabel für unsere Partnerunternehmen, denn es bedeutet eine große Zeitersparnis. Anstatt vielleicht einen Monat lang für Geschäftstreffen zu reservieren, können sie wie bei Unternehmerbörsen virtuell gleich mehrere Länder abklappern. Damit lassen sich Exportvorhaben effizient klären“, so Czech-Trade-Generaldirektor Radomil Doležal.
In der Coronakrise ist ganz besonders der tschechische Export nach Spanien eingebrochen – und zwar um 64 Prozent. Aber auch die Handelsergebnisse mit Deutschland, Frankreich sowie Portugal haben sich verschlechtert. Und außerhalb der EU waren besonders die Ausfuhren nach Indien und Südafrika betroffen.