Menschenrechte und 20 Jahre Demokratie – das Filmfestival „Jeden svět“

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Das internationale Menschenrechts-Filmfestival „Jeden svět“, auf Deutsch „Eine Welt“, ist eines der größten seiner Art weltweit. Seit elf Jahren besteht es bereits, am Donnerstag wurde in Prag ein weiterer Jahrgang eröffnet. Gezeigt werden auch diesmal vor allem Dokumentarfilme zur Problematik der Menschenrechte. Dieses Jahr hat „Eine Welt“ daneben einen besonderen thematischen Schwerpunkt: Das Festival steht im Zeichen von 20 Jahren Demokratie in Mitteleuropa.

123 Dokumentarfilme aus mehr als 40 Ländern sind es, die bis Donnerstag kommender Woche in Prager Kinos gezeigt werden. Veranstalter des Festivals ist die Organisation „Mensch in Not“. Sie vergibt jedes Jahr im Rahmen des Festivals einen Preis für Verdienste um die Menschenrechte, den Preis „Homo Homini“. Diesmal ging der Preis Homo Homini an den chinesischen Menschenrechtskämpfer Liu Xiao Po. Er hat die „Charta 2008“ mitverfasst, die sich an die tschechoslowakische Charta 77 anlehnt. Seit Dezember vergangenen Jahres ist Liu Xiao Po wegen seiner offenen Gegnerschaft zum kommunistischen Regime in China an einem unbekannten Ort inhaftiert. Auch der Film, mit dem das Festival am Donnerstag eröffnet wurde, beschäftigte sich mit den Menschenrechten in Asien. Es ist ein Streifen über Burma:

„Der Film ‚Burma Videojournal’ ist wirklich ein außergewöhnlicher Film. Der Film ist aus Aufnahmen des Exilfernsehens ‚Democratic Voice of Barma’ zusammengesetzt. Er rekonstruiert und erzählt die Ereignisse während der Demonstrationen im Jahr 2007, die wir auch hier in Tschechien mitverfolgt haben“, so Helena Zajícová, die Programmdirektorin des Festivals „Eine Welt“.

Der Film „Burma Videojournal“ dokumentiert die brutale Niederschlagung der Massendemonstrationen des Jahres 2007 durch die Militärjunta.

Igor Blaževič
Das zweite große Thema des diesjährigen Festivals „Eine Welt“ sind 20 Jahre Demokratie in Mittel- und Osteuropa. In dem Werbespot des Festivals ist Václav Havel gekleidet als Pfleger in einem Krankenhaus zu sehen – er tritt als Geburtshelfer einer neuen Generation auf. Der witzige Einfall soll die Botschaft vermitteln, dass seit dem Fall des Eisernen Vorhangs bereits eine Generation von jungen Leuten herangewachsen ist, die Freiheit und Demokratie von Anfang an mitbekommen hat. Ein Block von Filmen dokumentiert, wie sich Mitteleuropa seit 1989 verändert hat. Hierzu der Gründer des Festivals, der Menschenrechtsaktivist und Publizist Igor Blaževič:

„Wichtig war dabei für uns, dass wir nicht bei dem Jahr 1989 stehen bleiben und bei dem, was davor war. Wir wollten den Dialog und die Reflexion einen Schritt weiter bringen. Die Gesellschaft hat sich in den letzten 20 Jahren weiterentwickelt, und es ist heute schon möglich, die damaligen Ereignisse aus einer gewissen Distanz zu reflektieren.“

Die Organisatoren des Festivals haben bei der Programmgestaltung jedoch nicht nur in die Vergangenheit geblickt, sondern wenden sich auch der Zukunft zu. Globale Herausforderungen wie die Klimaerwärmung, die Verknappung der natürlichen Ressourcen, die Energiewirtschaft und die Wirtschaftskrise bilden dieses Jahr einen weiteren, hochaktuellen thematischen Block des Festivals.