Methanol-Skandal: erstes Urteil – Hauptprozess aber noch in Vorbereitung

Marek Ženíšek, Petr Hlava (Foto: ČTK)

Fast ein Jahr ist es her, dass Tschechien von einem Skandal um gepanschten Alkohol erschüttert wurde. An dem Schnaps mit giftigem Methanol sind insgesamt 47 Menschen gestorben, rund 80 weitere haben teils schwere körperliche Schäden davongetragen. Nun wurde im mährisch-schlesischen Ostrava / Ostrau der erste Prozess in der tödlichen Affäre zu Ende gebracht. Es ging um zwei Zwischenhändler von gepanschtem Wodka, sie wurden wegen Gefährdung der Allgemeinheit verurteilt.

Marek Ženíšek,  Petr Hlava  (Foto: ČTK)
Acht Jahre Haft sowie eine Entschädigung in der Höhe von umgerechnet 8000 Euro für die Familie eines Todesopfers. So entschied das Kreisgericht in Ostrau am Freitag. Das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig, die Verurteilten im Alter von 30 und 33 Jahren gingen sofort in Berufung. Nun muss als nächste Instanz der Obere Gerichtshof in Olomouc / Olmütz entscheiden.

Laut dem jetzigen Urteil kaufte der Jüngere der Männer im September vergangenen Jahres rund 80 Liter Schnaps, es waren Flaschen ohne Steuerbanderolen. Zu Anfang des Monats waren bereits die ersten Menschen in Tschechien an gepanschten Spirituosen gestorben, am 14. September verhängte die Regierung für einige Zeit ein Verkaufsverbot von jeglichem Hochprozentigen. Trotzdem verkauften die beiden Männer aus Karviná rund 50 Flaschen weiter, deklariert als Wodka der Marke Helsinki.

„Ihnen muss bewusst gewesen sein, dass sie den Tod oder die schwere Schädigung von Menschen in Kauf nehmen, wenn sie solche Flaschen zum Konsum weiterreichen“, so Lucie Böhmová, Sprecherin des Ostrauer Kreisgerichts.

Foto: Zsuzsanna Kilian,  Stock.XCHNG
Die Flaschen gelangten über einen weiteren Bekannten der Täter gegen Ende Oktober in die Kneipe einer Kleingartenkolonie. Nach einem Trinkgelage hatten einige Konsumenten des Wodkas Symptome einer schweren Alkoholvergiftung. Ein 53-jähriger Mann starb, vier weitere haben heute bleibende Schäden. Der Inhalt der Flaschen hatte zur Hälfte aus dem Lösungsmittel Methanol bestanden.

Beim Urteil machte der Richter einige mildernde Umstände geltend, so waren die Männer zum Beispiel nie zuvor straffällig geworden. Während der Verhandlung hatten sie zudem beteuert, den Inhalt der Flaschen nicht gekannt zu haben, und beschuldigten sich gegenseitig.

Wie auch immer das Berufungsverfahren ausgehen wird, beide Männer sind nur kleine Fische in dem Skandal, wie auch der Ostrauer Staatsanwalt David Bartoš anmerkte:

„Dies ist ein typisches Beispiel für die mittlere Ebene der Zwischenhändler. Diese Männer haben nicht in großen Mengen selbst gepanschten Alkohol hergestellt, wie die Ermittlungen ergeben haben.“

Václav Kučera  (Foto: Archiv der Polizei der Tschechischen Republik)
Der Prozess gegen die vermeintlichen Hersteller des Alkohols, der steht noch aus. Insgesamt sollen 32 Personen angeklagt und wohl rund 300 Zeugen gehört werden. Es könnte damit eine der größten Gerichtsverhandlungen in der Geschichte des Landes werden. Ein geeigneter Verhandlungsort wird noch gesucht, das zuständige Kreisgericht im ostmährischen Zlín bietet nicht genügend Platz. Der Beginn steht allerdings unmittelbar bevor. Václav Kučera ist in diesem Fall der Chefermittler der tschechischen Polizei:

„Wir warten noch auf einige Gerichtsgutachten, aber im Großen und Ganzen befinden sich die Ermittlungen kurz vor dem Abschluss, danach wird dann die Anklage erstellt.“

Insgesamt sind wohl 15.000 Liter Alkohol in Tschechien gepanscht worden. Einige der Spirituosen hat die Polizei bis heute nicht sichergestellt, sie dürften noch im Umlauf sein.