Milos Forman bringt "Goyas Geister" nach Prag

Javier Bardem, Natalie Portman und Milos Forman (Foto: CTK)

Den Geist des spanischen Malergenies Francisco de Goya und den Ungeist der spanischen Inquisition beschwört der tschecho-amerikanische Oscar-Preisträger Milos Forman in seinem neuen Film "Goyas Geister". Die Geschichte führt den Zuschauer zurück ins ausgehende 18. Jahrhundert. Drei Monate nach der Weltpremiere hat Forman den Film nun auch in seiner alten Heimat Prag präsentiert.

Milos Forman mit Natalie Portman  (Foto: CTK)
"Am Ursprung des Films hat eigentlich nicht Goya gestanden, sondern ein Buch über die spanische Inquisition. Wir sind dann durch Spanien gefahren und dort im Prado auf die Bilder Goyas gestoßen. Das war unglaublich, dass das alles derselbe Mensch gemalt hat - als würde sich jemand einen Spaß mit uns machen."

Repräsentative Adelsporträts in klassischer Manier, aber auch düstere, apokalyptische Visionen, die ein ganzes Jahrhundert voraus weisen - das Werk von Francisco de Goya ist weit gespannt, fast schizophren, genau wie die Zeit, in der der Maler lebt. In Spanien ringt die mittelalterliche Inquisition mit den ebenso blutgetränkten Verkündern der französischen Revolution. In dem Film geht es um Ideale, die sich allzu oft als Egoismus entpuppen, und, wie so oft bei Forman, um Menschen, die gegen ihre Zeit stehen.

In der totalitären Gewalt der Inquisition spiegelt sich auch Formans eigene Biografie: Die Mutter kommt in Auschwitz ums Leben; er selbst flieht 1968 vor dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen aus Prag. Ist der Film der Versuch einer Befreiung von den Schatten der Vergangenheit?

Javier Bardem,  Natalie Portman und Milos Forman  (Foto: CTK)
"Befreiung, was heißt Befreiung... - die Geschichte wiederholt sich, und zwar auf unglaubliche Weise. Hier haben wir die spanische Inquisition, und dann gibt es das, was ich als Junge noch selbst erlebt habe, unter den Nazis und dann unter den Kommunisten - dass unbequeme Leute weggesperrt wurden und dann auf einmal Dinge gestanden haben, die sie im Leben nie begangen haben. Und wenn dann so eine Zeit vorbei ist, dann rufen alle: Nie wieder, nie wieder, jetzt haben wir daraus gelernt. Aber in zwanzig Jahren geht das Gleiche wieder von vorne los. Also muss man lernen damit zu leben, und vor allem, darauf vorbereitet zu sein."

Nach seinem Oscar-Erfolg Amadeus legt Forman mit "Goyas Geister" wieder einen üppigen Ausstattungsfilm vor, gedreht an den spanischen Originalschauplätzen, im Franco-Palast in El Pardo und auch in den Räumen des Madrider Prado. Auch wenn nicht alle Wünsche des Hollywood-Teams in Erfüllung gingen, wie sich Milos Forman erinnert:

"Im Film, wenn Sie ihn gesehen haben, gibt es kurze Szenen in denen drei bekannte Bilder eine wichtige Rolle spielen - ein Goya, ein Hieronymus Bosch, ein Velazquez. Ich bin also ganz naiv zur Kuratorin vom Prado gegangen, und habe gefragt, ob wir uns die Bilder nicht für ein paar Tage ins Studio ausleihen können, weil man da alles besser ausleuchten kann. ´Wie hoch ist denn ihr Budget für den Film´, hat die Kuratorin gefragt, und ich habe gesagt: ´Ich weiß nicht genau, so zwischen vierzig, fünfzig Millionen Dollar.´ Worauf sie geantwortet hat: ´Na, das reicht leider nicht ganz für die Versicherung.´"

Dass sich ein aus Tschechien stammender Regisseur den Nationalkünstlers Francisco de Goya als Filmthema ausleiht, dagegen habe es in Spanien aber keine Vorbehalte gegeben, erzählt Forman lachend - außer bei tschechischen Touristen, wie er augenzwinkernd anfügt.