Seine Filme altern nicht: Erinnerung an Filmregisseur Miloš Forman
Der weltbekannte Filmregisseur Miloš Forman wäre am Freitag 90 Jahre alt geworden. Nachdem er einige der besten Filme der tschechoslowakischen Neuen Welle geschaffen hatte, machte Forman seine zweite Karriere in Hollywood und gewann unter anderem zwei Oscars.
Als Miloš Forman 1976 den Oscar für die beste Regie für „Einer flog über das Kuckucksnest“ bekam, enthielt seine Rede sowohl Witz als auch Dankbarkeit:
„Wenn ich darüber nachdenke, aus welchen Gründen ich jetzt hier bin, kann ich zweierlei finden. Der erste ist, dass die Academy-Mitglieder dieses Jahr anerkennen, dass ich mehr Zeit in einer psychiatrischen Anstalt verbracht habe als andere... Der zweite könnte sein, dass Amerika immer noch ein großes, schönes, gastfreundliches und offenes Land ist."
Jack Nicholson spielt in dem Streifen einen Mann, der dem Gefängnis entgehen will, indem er vorgibt, verrückt zu sein. Forman hat sich später an die Arbeit mit dem Hollywood-Star erinnert:
„Er kam jeden Tag perfekt vorbereitet und hat sich sehr freundlich verhalten. Nicholson war sich bewusst darüber, dass er selbst desto besser sein wird, je besser auch die Menschen um ihn herum sind.“
Mit dem Film gelang Forman der Durchbruch in Amerika. Bevor er Ende der 1960er Jahre in die USA ging, stand der Regisseur an der Spitze der tschechoslowakischen Neuen Welle. Er schuf Klassiker wie „Die Liebe einer Blondine“, „Der schwarze Peter“ und „Der Feuerwehrball“.
Nach Meinung des heute aktiven tschechischen Regisseurs Jan Hřebejk habe Forman eben mit dem „Feuerwehrball“ die größte Leistung des gesamten tschechischen Kinos geschaffen. Hřebejk hält ihn für einen einzigartigen Filmkünstler:
„Von allen Regisseuren, die ich kenne, konnte Forman am besten Tragödie und Komödie vereinen. Seine Streifen sind außerordentlich unterhaltsam. Sowohl seine tschechischen Filme als auch seine berühmtesten internationalen Werke wie ‚Amadeus‘ oder das ‚Kuckucksnest‘ haben viele unglaublich lustige Momente. Aber sie können einem auch Gänsehaut über den Rücken jagen.“
1985 gewann Forman für „Amadeus“ seinen zweiten Oscar für die beste Regie. Er feierte aber auch mit weiteren Filmen Erfolge, darunter „Larry Flint – Die nackte Wahrheit“ und „Der Mondmann“. Obwohl es sich um Hollywood-Produktionen handelt, sieht Hřebejk eine Verbindung zu den Filmen, die Forman vor seiner Emigration aus der kommunistischen Tschechoslowakei gedreht hatte:
„Miloš Forman hat in seinen Filmen immer dasselbe Thema erzählt. Hierzulande auf eine tschechische Weise, in den USA in einem neuen Erzählmodus. Ich denke, ‚Taking Off‘ ist durchaus noch ein tschechischer oder auch europäischer Film in englischer Sprache. Seine späteren Streifen – das ‚Kuckucksnest‘, ‚Ragtime‘, ‚Hair‘ und natürlich ‚Amadeus‘ – haben einen anderen erzählerischen Ansatz. Aber die Themen, seine Meisterhaftigkeit als Künstler, sind dieselben.“
Miloš Forman habe sich seine Eigenartigkeit bewahrt. Seine Filme ließen sich immer gut erkennen, sagt Hřebejk. Und fügt hinzu:
„Wenn man Formans Filme nach etwa 30 Jahren sieht, findet man daran erneut Gefallen und entdeckt immer etwas Neues. Im besten Sinne des Wortes – sie altern nicht.“