Mit 85 Jahren noch auf der Bühne: Jazztrompeter Laco Déczi

Laco Déczi

Laco Déczi hat mit seinem Trompeten-Spiel die Jazz-Szene in Prag in den 1960er und 1970er Jahren beeinflusst. Der in Bratislava geborene Musiker gilt als der Vater des Bebop in der damaligen Tschechoslowakei. Obwohl er schon seit den 1980er Jahren in New York lebt, kommt er regelmäßig zu Konzerten in die tschechischen Jazz-Clubs. Am Mittwoch kommender Woche feiert Laco Déczi seinen 85. Geburtstag.

Foto: Opus

Im Mai wird Laco Déczi wieder zusammen mit seiner Band Celula New York in Prag auftreten. Fünf Abende hintereinander sind im Club „Balbínová poetická hospůdka“ (Balbíns kleine Poeten-Kneipe) eingeplant. Dabei ist der Trompeter dann bereits 85 Jahre alt. Trotzdem steht er praktisch ständig auf der Bühne. Die Tour im Frühjahr führt ihn nämlich längst nicht nur in die tschechische Hauptstadt, sondern auch in weitere Gegenden des Landes.

Rauer Hardbop

Foto: Supraphon

Déczi begann bereits in seiner slowakischen Heimat mit dem Jazz. In Bratislava hatte er seine erste Band und spielte damals angesagten amerikanischen Hardbop. Sein Vorbild war Clifford Brown, und er ist es auch bis heute geblieben. Später ging Laco Déczi nach Prag und gehörte zu Karel Velebnýs SH Quartett. 1969 gründete er dann seine eigene Band, das Cellula Quintet. Zu den Mitspielern gehörten unter anderem der Pianist Karel Růžička und der Schlagzeuger Laco Tropp.

Anstatt intellektuellen West Coast Jazz im Stil von Dave Brubeck oder Stan Getz spielte Déczi rauen Hardbop. Dies schlug damals in der tschechischen Musikszene ein wie eine Bombe. Selbst ältere Musiker wie Karel Velebný ließen sich von dem neuen Stil anstecken. Nicht zuletzt hatte Déczi ein untrügliches Gespür für große Talente, und so wurde seine Band zum Sprungbrett für große Musikerkarrieren: Außer den beiden erwähnten Karel Růžička und Laco Tropp gehört etwa auch der Gitarrist Rudolf Dašek dazu. Im Laufe der 1970er Jahre entwickelte sich die Musik der Jazz Celula von Laco Déczi stark weiter in Richtung Fusion Jazz und Jazz Rock.

Emigration nach New York

Foto: Hovado Records

1985 emigrierte Laco Déczi zunächst nach Westdeutschland, um gut ein Jahr später nach New York zu gehen, wo er bis heute lebt. Schon seit langem hat er auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. In einem Interview sagte Déczi vor einiger Zeit, dass ihm damals ein amerikanischer Posaunist bei der Ankunft in seiner neuen Heimat geholfen habe. Schnell stellte er auch dort eine Band zusammen, die Celula New York. Die Besetzung hat sich seitdem mehrfach verändert, dabei saß zum Beispiel sein Sohn Vaico Déczi viele Jahre lang am Schlagzeug – auch er ist ein hervorragender Musiker.

Autor: Till Janzer
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