Mit den Augen eines Kindes die Welt betrachten
"Ätsch", sagte Miau zu Wau-Wau, " ich weiß etwas!" Und viele tschechische Kinderaugen leuchten. Die Geschichten von Hündchen und Kätzchen von Josef Capek zählen zu den landesweit bekanntesten Kindererzählungen. Aber auch in Deutschland sind die Märchen nicht unbekannt. Das Theater "Rafael Zwischenraum" in Berlin inszeniert die Geschichten beider Tiere als ein Puppenspiel. Miriam Goetz und Svenja Mettlach waren noch mal Kind und fühlten sich in jene Welt ein.
Tschechoslowakei 1929, der tschechische Maler, Zeichner, Illustrator und Schriftsteller Josef Capek schreibt für seine kleine Tochter die Geschichten von Hündchen und Kätzchen. Die zwei Vierbeiner leben, spielen und arbeiten friedlich miteinander. Sie sind lustig und nachdenklich, kurzum - "Hündchen und Kätzchen" werden in allen Geschichten mit sehr menschlichen Problemen des Alltags konfrontiert. Humorvoll versucht Capek die kindliche Erlebniswelt in seine Geschichten einfließen zu lassen. Und dafür lieben nicht nur die Kinder seine Erzählungen auch Ralf Lücke, der "Hündchen und Kätzchen" ab Februar als Puppenspiel in Berlin inszeniert, schwärmt:
"Gute Sprache, trotz Einfachheit und sehr warmherziger Humor."
Die Kurzgeschichten strahlen durch ihre besondere Erzählweise Poesie und Wahrheit aus. Capek lag es dabei besonders am Herzen, die Persönlichkeit und die besondere Weltsicht der Kinder in den kleinen Episoden zu unterstreichen. Die Welt mit den Augen eines Kindes zu betrachten und damit die Dinge selbst und in direkter Weise zu erkennen. Der Puppenspielleiter Ralf Lücke beschreibt das "große Kind" Capek wie folgt:
"Er muss sich eine kindliche Seele beibehalten haben, obwohl er auch viel Ernsthaftes geschrieben hat. Er war sehr kritisch und engagiert, was ihm letztendlich unter der deutschen Besetzung zum Verhängnis wurde."
1938 wird der jüngere Bruder von Schriftsteller Karel Capek von den Nazis verhaftet. Im April 1945 stirbt er vermutlich während eines Todesmarsches von einem Konzentrationslager in ein anderes. Capeks Philosophie von einer Welt hinter den einfachen Dingen hat in den beschriebenen Erlebnissen der liebenswerten Tierfiguren bis heute überlebt. Und nun wandern die Geschichten von Miau und Wau-Wau auf die deutsche Bühne. Das in Berlin aufgeführte Puppenspiel erzählt zwei Geschichten - wie Hündchen und Kätzchen den Fußboden wischen, und wie Hündchens Hose einen Riss bekam. Kinder im Alter von drei bis acht Jahren können sich auf Dialoge wie diesen freuen:
"Hör mal, Wau-Wau", sagte Miau, "mir kommt es vor, unser Fußboden sieht schmutzig aus."
"Auch mir kommt es vor, er sei ein klein wenig schmutzig", meinte Wau-Wau.
"Guck mal, wie ich mir davon meine Pfoten beschmutzt habe!"
"Deine Pfoten sind wirklich sehr schmutzig", sagte Miau, "pfui, das ist eine Schande!"
Wer "Hündchen und Kätzchen" näher kennen lernen möchte, kann sich die Geschichten im Buch oder einfach auf der Bühne vom Theater Grashüpfer in Berlin bis zum 5. Februar anschauen.