Mit viel Gefühl und Energie: die Sängerin Ida Kelarová
Sie ist eine der großartigen Sängerinnen aus Tschechien, die Roma-Lieder intonieren: Ida Kelarová wird am Mittwoch 65 Jahre alt.
Schon als Kind zeigte sich ihr außergewöhnliches Talent. Trotz absolutem Gehör wollte Ida Kelarová aber keine Klassikvirtuosin werden. Sie liebe zwar diese Musik, doch zugleich lege sie einem Fesseln an, hat die Sängerin später einmal in einem Interview gesagt. Seit langem ist sie nicht nur auf der Bühne zu Hause, sondern organisiert auch internationale Workshops, multiethnische Projekte, das Roma-Festival Gypsy Celebration und hat in mehreren Ländern Chöre ins Leben gerufen, die Roma-Lieder singen. 1999 gründete Ida Kelarová mit ihrem damaligen Partner Desiderius Dužda zusammen die Band Romano Rat, mit der sie auch weiterhin durch die Welt tourt.
Ida Kelarová bekam die Musik sozusagen in die Wiege gelegt. Ihr Vater Koloman Bitto war ein bekannter Multiinstrumentalist. Er kam aus einer Roma-Familie in der Südslowakei. Ihre Mutter Ludmila stammte aus der mährischen Slowakei und war Grundschullehrerin. Ida spielte ab dem sechsten Lebensjahr Klavier und ab dem neunten Violoncello. Später ging sie ans Musikkonservatorium in Brno / Brünn.
Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln
Dass die Familie väterlicherseits einen Roma-Hintergrund hat, blieb Ida Kelarová lange verborgen. Sie kam erst darauf, als ihre Großmutter begann, auf Romani zu sprechen. Ihr Vater aber leugnete seine Herkunft, obwohl er Roma-Lieder spielte. Das findet die Sängerin noch heute traurig. Und sie selbst ist auch deswegen einen anderen Weg gegangen.
Mit 18 Jahren bereits heiratete die talentierte Musikerin – und zwar den Hornisten Vlastimil Kelar. Trotz der Geburt eines gemeinsamen Sohnes hielt die Ehe nur zwei Jahre lang. Mitte der 1970er Jahre begann Ida Kelarová dann, in Brünn Theater zu spielen. Als ihr Ensemble bei einem Festival in Dänemark gastierte, lernte sie ihren zweiten Mann kennen, einen Engländer. Beide zogen zu ihr in die damalige Tschechoslowakei. Doch das kommunistische Regime bereitete ihnen Probleme. Die Behörden wollten ihre Ehe nicht anerkennen, was aber die britischen Ämter bereits getan hatten. Zu allem Überfluss begann die Staatssicherheit, sie zu beobachten. Ida Kelarová verlor ihre Anstellung im Theater. Das Ehepaar zog deswegen nach Wales.
Erste Solo-Konzerte
Nach der Geburt ihrer ersten Tochter erfuhr Ida Kelarová vom Tod ihres Vaters, der bereits mit Mitte fünfzig starb. Ab da begann sie, selbst Solo-Konzerte mit Roma-Liedern zu geben. Zusammen mit ihrem Mann zog sie dann nach Dänemark. Unter anderem lernte sie eine Hippie-Gemeinde kennen, und mehr so per Zufall ergab sich daraus ihr erster Workshop, den sie für 40 Frauen veranstaltete. Als sie in Norwegen auf einer Gesangsreise zu Vertretern indigener Völker war, erreichte Kelarová die Nachricht von der Samtenen Revolution in ihrer Heimat.
Die Ehe mit dem Engländer ging 1995 in die Brüche, und die Musikerin kehrte nach Tschechien zurück. Im Städtchen Bystré / Bistrau auf der Böhmisch-Mährischen Höhe gründete Ida Kelarová die „Internationale Schule für die menschliche Stimme“. Vor allem versucht sie auch, Kindern und Jugendlichen der Roma-Minderheit zu helfen. Selbst macht sie natürlich auch selbst Musik, unter anderem hat sie zusammen mit ihrer Schwester Iva Bittová ein Jazz-Album herausgegeben. Und sie selbst schreibt auch Stücke. Für die Musik zum Kinodrama „Zpráva o putování studentů Petra a Jakuba“ wurde sie 2001 zum Beispiel für den Preis der Tschechischen Filmakademie vorgeschlagen.