Mittelfeldstar Pavel Nedvěd beendet seine Karriere

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Im Mai hat Pavel Nedvěd für Juventus Turin sein letztes Fußballspiel in der italienischen Serie A bestritten. Trotz eines für ihn sehr emotionalen Abgangs ließ er damals wissen, dass er möglicherweise noch woanders spielen werde. Allerdings nicht mehr in Italien. Seit Mittwoch aber ist auch das passé, denn auf seiner Homepage hat der tschechische Mittelfeldstar bekannt gegeben: Ich beende meine Karriere!

Pavel Nedvěd  (Foto: ČTK)
Noch vor Tagen kursierten Gerüchte, dass Pavel Nedvěd zum arabischen Verein Al Ahli Dubai oder zum Beckham-Club Los Angeles Galaxy wechseln könnte. All diesen Spekulationen hat der 37-Jährige nun ein Ende gesetzt. Er werde keines der Angebote der letzten Wochen annehmen und seine Laufbahn als Spieler definitiv abschließen, teilte er auf seiner Homepage mit. Aus der tschechischen Nationalmannschaft war Nedvěd auf eigenen Wunsch nach 91 Einsätzen schon vor drei Jahren ausgeschieden. Seitdem wird ein Führungsspieler und Charakterkopf wie er im Nationalteam schmerzlich vermisst. Sein ehemaliger Auswahlkollege Václav Němeček sagt, was den Dauerläufer zwischen den Strafräumen besonders auszeichnete:

„Die markanteste Eigenschaft bei Pavel war stets der Wille, auf den Platz zu gehen, um zu gewinnen. Für den Sieg gab er immer alles, und mit dieser Einstellung hat er sich auch Respekt verschafft. Ich kenne eine ganze Reihe von jungen Spielern, die zwar viel Talent haben, aber es nicht weit bringen – weil ihnen der Wille eines Nedvěd fehlt.“

Dank seiner Willensstärke hat sich Pavel Nedvěd bei jedem Verein, für den er spielte, durchgesetzt und sich reichlich Sympathien erworben. Diese Eigenschaft ließ ihn auch die eine oder andere Hürde meistern, auf die er zu Beginn seiner Karriere traf. Sein ehemaliger Mitspieler bei Sparta Prag, Horst Siegl, bestätigt das:

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„Ich erinnere mich noch, wie Pavel bei uns anfing und Trainer Karol Dobiaš nur sagte: Pavel Nedvěd ist kein Spieler für Sparta Prag und auch keiner, der Perspektive hat. Auf einmal aber sah die Realität völlig anders aus: Pavel ging zu Dukla Prag, fasste dort Fuß und von da an ist es in seiner Karriere steil nach oben gegangen.“

In der Tat: Nach drei Meistertiteln mit Sparta Prag (1993–95) wurde Nedvěd 1996 Vize-Europameister mit der Nationalmannschaft. Im Londoner EM-Finale unterlag Tschechien der DFB-Auswahl unter Berti Vogts mit 1:2. Nedvěds starke Vorstellungen beim EM-Turnier aber waren den Spähern nicht entgangen. Der Lohn: Er wurde von Lazio Rom unter Vertrag genommen und gewann 1999 mit den Italienern den Europacup der Pokalsieger und den Supercup. Seinen fünf Jahren in Rom ließ er noch acht Spielzeiten für Juventus und zwei „Scudetti“ – also italienische Meistertitel - folgen. Weitere Höhepunkte seiner Karriere aber waren die Wahl zum „Fußballer Europas“ im Jahr 2003 und der dritte Platz bei der EM 2004 in Portugal.

Nach dem Karriere-Ende will sich Nedvěd jetzt mehr Zeit für seine Familie nehmen. Und wer weiß, vielleicht wird er seine Erfahrungen auch schon bald an die Jüngeren weitergeben. Bei der Mini-EM der Elfjährigen vor vier Jahren in Františkový Lázně / Franzensbad hat ihn Radio Prag jedenfalls schon mal als Ehrengast gesichtet und dabei von ihm erfahren:

„Ich bin sehr froh darüber, dass solch ein Turnier hier bei uns stattfindet, denn ich bin hier aufgewachsen. Und ich hoffe, dass aus diesen Jungs hier auch etwas heranwächst, vielleicht eines Tages sogar einmal ein richtiger Champion.“

Das sollte für das eine oder andere Talent durchaus möglich sein. Es muss allerdings Nedvěds Beispiel folgen und nach dem Motto handeln: Ich gehe auf den Platz, um zu gewinnen!

Autor: Lothar Martin
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