Möhrenanbau soll Arbeitslosigkeit bekämpfen

Arbeitslosigkeit - ein Gespenst unserer Gesellschaften, denn zu viele haben eine direkte Erfahrung mit diesem Phänomen. Die Politik kämpft dagegen an, die sozialdemokratische Regierung in Tschechien bleibt dabei nicht zurück - nun sollen Möhrenanbau, Mülltrennung und Krankenpflege neue Arbeitsplätze im Lande schaffen. Wie das gehen soll, verrät Bara Prochazkova.

Archiv ČRo 7
Eine Vollanstellung gegen eine Teilzeitstelle, einen Rechen und eine Hacke zu tauschen - eine realistische Vorstellung für rund 15 Prozent der Tschechen, aber vor allem für die tschechische Regierung, die jetzt neue Programme zur Senkung der Arbeitslosigkeit gestartet hat. Das Schema lautet: Eine Teilzeitbeschäftigung nebst einer alternativen Tätigkeit in der Landwirtschaft, in Nichtregierungsorganisationen oder im sozialen Bereich sollen einige der Vollzeitstellen ersetzen. Die Pläne beschreibt Petr Petrzilek vom Regierungsamt:

"Wir wollen die Arbeitgeber motivieren, dass sie auf den frei gewordenen Halbtagsarbeitsplatz Arbeitslose einstellen. Wir wollen also den Effekt erzielen, dass sich die Arbeitgeber an der Senkung der Arbeitslosigkeit beteiligen."

Das Meinungsforschungsinstitut Stemmark hat eine Studie durchgeführt, um herauszufinden, ob diese Alternative für die Bürger überhaupt in Frage käme. Das Ergebnis: Die Programme haben einem Viertel der arbeitenden Bevölkerung zugesagt. Man muss jedoch die Theorie und Praxis voneinander unterscheiden, betont Stemmark-Projektleiter Pavel Simonik. Die Leute suchen jedoch nach Alternativen, denn 30 Prozent der Bevölkerung haben Angst, sie könnten von der Arbeitslosigkeit betroffen werden, bestätigt Simonik:

Arbeitsamt
"Erfahrung mit der Arbeitslosigkeit hat ein bedeutender Teil der Bevölkerung. Auch wenn viele nur von einer Kurzzeitarbeitslosigkeit von zwei, drei Monaten betroffen wurden, beeinflusst das ihre Standpunkte in punkto Arbeitslosigkeit. Gleichzeitig haben über 70 Prozent der Tschechen Angst davor, dass sie, wenn sie ihren Job verlieren, keinen anderen mehr finden oder zumindest keinen, der ihrer Qualifikation entspricht. Die akute Angst vor der Arbeitslosigkeit ist in der Bevölkerung also permanent vertreten."

Diese Situation werde nach der Meinung der Opposition jedoch nicht mit den alternativen Regierungsprogrammen verbessert, so die bürgerdemokratische Schattenministerin für Arbeit und Soziales, Alena Paralova:

"Der Arbeitsmarkt wird undurchsichtig, weil wir den Überblick darüber verlieren, welche Berufe gebraucht werden und welche nicht. Es ist grundsätzlich richtig, zu ermöglichen, dass Leute halbtags arbeiten. Dies wird aber bereits vom Arbeitsrecht erlaubt. Der Arbeitsmarkt muss flexibel bleiben. Wenn wir beginnen, mit staatlichen Mitteln solch sinnlose Programme zu unterstützen, dann verletzen wir den Arbeitsmarkt nur."

Die Bürgerdemokraten haben auch schon eine alternative Lösung in der Tasche - nicht die neuen Beschäftigungsstrategien der Regierung, sondern der Ausbau der Straßeninfrastruktur sowie die Verbesserung des Unternehmerklimas sollen das Heilmittel gegen die Arbeitslosigkeit in Tschechen sein.