Monopol der Tschechischen Telekom schraubt Preise für Internet in die Höhe
Vor 10 Jahren noch wusste keiner, was es ist, vor wenigen Jahren war es noch neu genug, um das "Wort des Jahres" zu werden und heute ist es nur noch Alltag: das Internet. Von null auf hundert, über das Internet findet man heute fast alles, jeder, jede und jedes ist irgendwie im Netz vertreten, grosse und kleine Firmen sind präsent. Auch die Postsendungen haben sich vom schönen grossen Briefkasten auf den heimischen Bildschirm verlagert, ein Grossteil der Menschen ist heute via e-mail erreichbar. In Tschechien, so scheint es, hinkt die Entwicklung in Sachen Internet ein wenig hinter. Das Internet in Tschechien, das soll heute unser Thema sein. Willkommen zum Medienmagazin. Am Mikrophon sind Jitka Mladkova und Danilo Höpfner.
Das Land mit der höchsten Internetnutzung und den meisten Anschlüssen in Europa, zumindest prozentual gesehen, ist nicht etwa Deutschland, Frankreich oder England, nein, es ist das kleine Estland, die ehemalige Sowjetrepublik im hohen Norden mit seinen gerade 1,5 Millionen Einwohnern. Grund dafür scheint u.a. eine vernünftige Preispolitik der dortigen Telekom zu sein, die die Nutzung zu preiswerten Konditionen möglich macht.
Die Tschechische Republik jedenfalls gehört in Sachen Internet nicht gerade zu den Vorreitern. Ist es in Estland die Telekom, die für niedrige Preise sorgt, so ist es hierzulande ebenfalls die Telekom, die ihr staatliches Monopol zu nutzen versteht. Das Interesse der Tschechen am Internet ist groß und das weiß man auch bei der Tschechischen Telekom.
Die Medienfachzeitschrift Marketing&Media untersuchte nun das Internetverhalten der Tschechen. Danach nutzen heute bereits mehr als die Hälfte der Internetnutzer das Netz regelmäßig. Der Großteil von ihnen, das heisst knapp eine halbe Million, hauptsächlich zur Unterhaltung. An Platz zwei folgt die Kommunikation mit anderen Leuten, also zum e-mailen oder chaten, was knapp 300.000 Tschechen regelmäßig tun. Auf den weiteren Plätzen folgen Informationen über Firmen, Arbeit, das Lesen von Zeitungen und Zeitschriften, das Suchen von Telefonnummern und nicht zu vergessen, Sex und Erotik, was immerhin mehr als 130.000 begeistert vor den PC-Bildschirm lockt.
Aber es könnten bereits einige mehr sein, wenn denn das Internet in Tschechien nicht so schrecklich teuer wäre. Die Tschechische Telekom verfügt über ein staatlich festgesetztes Monopol, dass von der Tschechischen Regierung erst vor wenigen Wochen um weitere zwei Jahre verlängert wurde. Entsprechend sieht auch die Preispolitik des Staatsunternehmens aus, vergleichbar in etwa mit dem, als die Deutsche Telekom in der Bundesrepublik noch nach Belieben allein schalten und walten konnte. Der Monopolist beherrscht den Markt und bestimmt die Preise. So ist der Internetzugang in Tschechien im Vergleich mit den anderen europäischen Staaten teuer.
Großbritanien beispielsweise hat nun vorgemacht, wie billig das Dauer-Surfen sein kann. Dort haben vier grosse Anbieter einen Pauschalpreis für die Telefonverbindung zum Netz angekündigt, für den die Kunden surfen können so oft sie wollen. Bei der British Telekom wird die normale monatliche Telefon-Grundgebühr von umgerechnet DM 50 einen unbegrenzten Internetzugang am Abend beinhalten, einschliesslich Wochenende. Vor allem aber wird sie auch einen Pauschalpreis für die bislang teuren Tageszeiten anbieten. Und auch in Deutschland und Frankreich purzeln die Preise kontinuierlich nach unten. Selbst in Russland können die Freunde des Internets nach der Liberalisierung des Providermarktes preiswerter ins Netzt.
Nicht so in Tschechien. Nach Ansicht des Analytikers Vladimir Modry von der CSOB werden die Preise für Datendienste wie Internet schneller fallen als beispielsweise die Preise für das Telefon, beispielsweise, allerdings erst nach der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes. Das heisst, so lange die Cesky Telekom die Marktpreise bestimmt, wird alles beim alten bleiben. Das Internet bietet weit bessere Wachstumsmöglichkeiten als Telefonverbindungen, es geht um den Kampf um jeden einzelnen Kunden, den die Telekom an sich binden will.
In Deutschland verlief die Entwicklung zunächst ähnlich. Noch vor der Liberalisierung des deutschen Telekommunikationsmarktes erhöhte die Telekom die Preise für einige ihrer Dienste mit der Begründung, für die bevorstehende Freigabe des Marktes auch gegenüber privaten Mitbewerbern gerüstet zu sein. Als der Markt dann frei gegeben war und die privaten Konkurrenten mit neuen Preismodellen auf den Markt kamen, fielen auch bei der Telekom die Preise wieder deutlich nach unten.
Tagsüber bekommt man in Deutschland den Zugang zum Netz bereits ab DM 1,92 pro Stunde, in Tschechien liegt der Preis für den gleichen Dienst bei umgerechnet knapp mehr als DM 3.
In Tschechien muss man wohl noch ein wenig durchhalten, bis das Staatsunternehmen seine Preispolitik dem freien Wettbewerb angepasst hat. Solange wird die Tschechische Republik den ruhmreichen Titel tragen können, eines der teuersten Länder in Sachen Internet zu sein.