MonsterAnce: „Ich mache Schmuck mit Seele“

Foto: Archiv MonsterAnce

Jede Frau verdient es, ein Original zu tragen, lautet das Motto von Anna Benešová. Sie ist eine junge tschechische Schmuck-Designerin. Seit sechs Jahren lebt und arbeitet sie im deutschen Marburg

Anna Benešová  (Foto: Kristýna Maková)
Anna, Sie kreieren unter der Marke MonsterAnce. Wie ist diese Marke entstanden?

„Die Marke MonsterAnce steht für handgemachten und originellen Schmuck. Mein Angebot soll diejenigen ansprechen, die den Mut haben, ein Original zu tragen. Der Name kommt aus dem Wort Monstranz, also einem liturgischen Schaugerät. In der Kirche auf dem Altar steht eine Monstranz, ein Gegenstand aus Gold und Diamanten, und drin ist das Allerheiligste, der Leib Christi. Das lateinische Wort monstrare heißt zeigen. Und genau das soll mein Schmuck machen: Er soll das Wichtigste zeigen, und das ist seine Trägerin.“

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Ihr Motto lautet „Schmuck mit Seele“. Was wollen Sie damit zum Ausdruck bringen?

„Ich kämpfe gegen die Massenproduktion von Schmuck und Kleidung. ‚Schmuck mit Seele‘ heißt, dass ich mich mit jedem Schmuckstück persönlich beschäftige. Ich mache keine Ohrringe oder keine Kette zweimal.“

Was für Schmuckstücke machen Sie und aus welchen Materialien?

„Von Ohrringen über Ketten bis hin zu Armbänden und Ringen. Also alles eigentlich. Ich benutze am liebsten chirurgischen Stahl oder Kupferdraht. Beim Kupfer verändert sich die Farbe mit der Zeit, der Schmuck reift mit seiner Trägerin.“

Sie nutzen bei Ihrer Arbeit auch eine alte Handwerkertechnik…

„Ich nutze mehrere Techniken. Eine davon ist die Technik der Kesselflicker. Sie kommt ursprünglich aus der Slowakei. Die Kesselflicker waren Handwerker, die von Dorf zu Dorf gingen und kaputte Kessel reparierten, mit Kupfer und Kupferdraht. Ich habe ihr Vorgehen modernisiert und in die Schmuckherstellung umgewandelt.“

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Mit welchen Motiven arbeiten Sie?

„Ich lasse mich von der Mythologie inspirieren. Ich mache am liebsten Drachen und Fabeltiere, also Motive aus einer etwas alternativen Phantasieszene. Aber ich mache sehr gerne auch elegante Sets mit Perlen und Steinen.“

Auf Ihrer Webseite habe ich auch eine Aufforderungen gefunden, man soll Ihnen seine Wünsche mitteilten. Sie schaffen anhand dieser Wünsche dann einen Schmuck. Wie funktioniert das?

„Jeder Schmuck ist an die Kundin angepasst. Wenn Sie irgendwo im Urlaub sind und dort Ihren Glücksstein oder etwas anderes finden, dann können Sie mir das zuschicken. Wir besprechen die Größe, das Material, das Motiv, und ich mache einen Schmuck genau für Sie. Oder wenn Sie ein Kleid etwa mit einem Blumenmotiv haben, dann kann ich in derselben Farbe und Form Ohrringe für Sie machen.“

Wie sind Sie zu der künstlerischen Arbeit gelangt? Haben sie Kunst oder Schmuck-Handwerk studiert?

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„Ich studiere immer noch Kunst. Ich mache meinen Master in Kunstgeschichte und habe bereits einen Bachelor-Abschluss in ‚Kunst, Musik und Medien‘ an der Philipps-Universität in Marburg. Jeder hat in der Kindheit etwas gemalt und gebastelt, und bei mir ist das einfach hängengeblieben.“

Sie kommen aus Tschechien und leben in Deutschland. Wie führte Ihr Weg nach Deutschland?

„Vor dem Abitur konnte ich kaum Deutsch. Dann habe ich mich aber entschieden, Deutsch als eines der Abiturfächer zu nehmen. Ich habe mich für einen Sommersprachkurs angemeldet, zwei Wochen intensiv Deutsch. Damals habe ich zum ersten Mal Marburg besucht, das war vor sechs Jahren. Nach dem Abitur bin ich in diese Stadt gezogen und habe angefangen, dort zu studieren. Marburg hat mich einfach bezaubert, und ich habe dort mein neues Zuhause gefunden.“

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Wo sind Sie als Künstlerin zu Hause? Wo haben Sie mehr Kunden?

„Ich verschicke mehr Werke innerhalb Deutschlands und nehme dort auch an verschiedenen Kunsthandwerkermärkten teil.“

Sie leben zwischen den beiden Ländern. Können Sie vergleichen, wie die Lage für Kunsthandwerk oder Kunst hier und da ist?

„Ich muss sagen, dass die Menschen in Deutschland bereit sind, für originelle Sachen mehr zu bezahlen. Sie wissen handwerkliche Arbeit wirklich zu schätzen.“

Sie veranstalten auch Design-Kurse für die Öffentlichkeit. Wer nimmt daran teil?

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„Meistens sind es Frauen. Andererseits, wenn ein Mann kommt, ist er besonders interessiert und belegt mehrere Kurse. Ich arbeite auch mit Jugendlichen und biete Kurse bei internationalen Workcamps an. Das ist also genau das, was ich vor sechs Jahren gemacht habe: Die jungen Menschen kommen nach Deutschland, um Deutsch zu lernen und die deutsche Kultur kennenzulernen, und wir stellen ein Programm für sie zusammen.“

Sie designen nicht nur Schmuck, sondern malen. Was ist Ihr Schwerpunkt in diesem Bereich?

„Das Malen ist eher mein Hobby. Ich hatte dieses Jahr eine Ausstellung in Marburg. Es waren zehn Bilder, zehn Frauenporträts. Jedes dieser Porträts sollte eine Frau in einer bestimmten Stimmung darstellen. Für jedes der Bilder habe ich auch ein Schmuckstück hergestellt und direkt an die Leinwand, am Porträt aufgehängt. Wer also eines dieser Bilder besitzt, kann den Schmuck abnehmen, selbst tragen und ihn dann wieder an das Porträt hängen.“

Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor? Was planen Sie nach dem Studienabschluss: Wollen Sie sich der Kunst widmen?

„Auf jeden Fall. Ich kann nichts anderes machen, sonst wäre ich unglücklich. Ich muss für mich selbst arbeiten und meine Kunst machen.“