Monumentale Moderne: Herz-Jesu-Kirche in Prag-Vinohrady vor 90 Jahren geweiht
Sie ist der bedeutendste Sakralbau des 20. Jahrhunderts in Tschechien: die Herz-Jesu-Kirche auf dem Georg-von-Podiebrad-Platz (Náměstí Jiřího z Poděbrad) in Prag. Seit 2010 steht sie unter Denkmalschutz.
Die damals noch eigenständige Stadt Vinohrady / Königliche Weinberge schrieb 1919 den Bau einer neuen Kirche aus. Denn die Kommune mit über 80.000 Einwohnern hatte bis dahin nur ein einziges Gotteshaus: die Ludmila-Kirche auf dem Friedensplatz (Náměstí Míru). Den Zuschlag für den Entwurf eines neuen Gotteshauses erhielt der slowenische Architekt Jože Plečnik. Später, in den 1920er und 1930er Jahren, hatte er durch seine Arbeiten für die Präsidialkanzlei maßgeblich Anteil an der Umgestaltung der Prager Burg.
Der Bau der Kirche begann erst 1928, als Vinohrady schon von Prag eingemeindet war. Es entstand ein monumentales Gebäude aus unverputzten Ziegeln. 38 Meter lang und 26 Meter breit, ist es nur mit einem einzigen Kirchenschiff ausgestattet. Das Innere birgt eine Kassettendecke. Der auffällige Glockenturm ist fast so breit wie die Kirche selbst und ragt 42 Meter in die Höhe. Das große, runde Fenster im Turm ließ morgens Licht ins Kirchenschiff fallen, später wurde dort die größte Uhr in Tschechien eingesetzt. Sie hat einen Durchmesser von 7,60 Metern.
Geweiht wurde die Kirche am 8. Mai 1932 vom damaligen Prager Erzbischof Karel Kašpar. Mit der Namensgebung Herz Jesu wollte man dafür danken, dass die Tschechoslowakei 1918 ihre Selbständigkeit erlangt hatte, und zudem um den Schutz des Landes bitten.
Im Turm wurden sechs Glocken installiert. Fünf von ihnen nahmen die deutschen Besatzer während des Zweiten Weltkriegs ab und schmolzen sie für die Waffenfertigung ein. Nur die kleinste blieb erhalten. 1992 wurden zwei der fünf gestohlenen Glocken neu gegossen und wieder in der Herz-Jesu-Kirche angebracht.
