Müllvermeidung und Klimaschutz: Prager Start-Up Dropp recycelt ausgediente Tennisbälle

Weltweit werden jährlich etwa 400 Millionen Tennisbälle hergestellt. Ein ausgedientes Stück würde 400 Jahre brauchen, bis es sich auf natürliche Weise zersetzt. Um Müll zu verringern und auch Schadstoffemissionen durch die Verbrennung zu vermeiden, widmet sich ein Prager Start-Up-Unternehmen der Wiederaufbereitung alter Tennisbälle.

Vít Gloser schüttet ausrangierte Tennisbälle aus einer Kiste in einen Sack. Er ist Chef des Start-Ups Dropp, das Konzepte zur Weiternutzung der Bälle entwickelt. Darum reist er durch Tschechien und holt die Filzkugeln überall da ab, wo sie nicht mehr gebraucht werden. Ist der Lagerraum in Prag dann voll, kommen sie in den Schredder.

Vít Gloser | Foto: Dropp

„Im vergangenen Jahr haben wir im ganzen Land 150.000 Tennisbälle gesammelt. Das sind fast zehn Tonnen Abfallmaterial“, informiert Gloser. Laut der Webseite seiner Firma wird mit einer Filzkugel durchschnittlich acht Stunden gespielt, bevor sie in den Müll kommt. Diese kurze Lebenszeit wird nun deutlich verlängert. Aus den alten Bällen stellt Dropp etwa das sogenannte Gelbe Moos her, eine Bodenmischung für Reithallen. Zudem entstehe Gummi für Schuhsohlen, sagt Gloser und fährt fort:

„Und dann bleibt noch das gelbe Meltongewebe. Bisher wissen wir nicht, was wir damit machen sollen. Dies ist Gegenstand unserer Entwicklungsforschung, mit der wir eine Weiterverwendung suchen. Gerade habe ich auch einen Sack voll zur Kunstakademie Umprum gebracht, damit sie sich etwas ausdenken.“

Ein Partner der ersten Stunde, der reichlich Material an Dropp liefert, ist der Tennisklub Aritma im Prager Stadtteil Vokovice. Ivan Petr ist Trainer und Mitglied des Managements:

„Wir haben das gleich für eine sehr gute Idee gehalten. Denn in einem Jahr verbraucht der Klub eine riesige Menge an Tennisbällen.“

Dies ist natürlich auch auf Profiebene so. Bei einem zweiwöchigen Grand-Slam-Turnier wie etwa den Australian Open werden rund 50.000 Bälle verbraucht. Auf Amateurniveau ist Tennis aber eine Sportart, die dem Klima wenig schadet. Der kritischste Faktor bei der CO2-Bilanz ist die Form der Anreise zum Court – also ob dies mit dem Auto, mit dem Fahrrad oder zu Fuß geschieht. Und dann schlagen auch schon die verbrauchten Tennisbälle zu Buche. Gloser berichtet, dass in den Niederlanden bereits an ihrer hundertprozentigen Wiederaufbereitung gearbeitet werde. Wenn aus alten Bällen neue entstehen, spare man die emissionsreiche Anlieferung frisch produzierter Produkte aus Asien, so der Firmenchef:

„Die Qualität der recycelten Bälle ist aber nicht allzu gut. Etwas überspitzt könnte man sagen, dass sie eher etwas für Amateure sind als für Sportler, die gutes Tennis spielen. Trotzdem könnte das die komplette Zirkularität bedeuten.“

Auf dem Weg zu diesem Ziel befinde sich sein Start-Up Dropp gerade auf halber Strecke, schätzt Gloser ein. Und glaubt er denn daran, dass aus dem alten Material bald auch neue Bälle von bester Qualität entstehen könnten?

„Wir haben einen Technologen im Team, der sagt nein. Aber man sollte niemals nie sagen, und die Holländer machen ja jetzt den ersten Schritt. Ich hoffe, dass es einst möglich sein wird, denn das würde das Tennis noch sauberer machen, als es schon ist. Andererseits müssen auch die Hersteller von Tennisbällen überlegen, an welcher Stelle sie Profit machen wollen.“

Bei Dropp denke man jedenfalls auch schon darüber nach, wie die Abfallmengen in anderen Sportarten reduziert werden könnten, macht Gloser noch eine Andeutung für die Zukunft.

Autoren: Daniela Honigmann , Jan Kaliba | Quelle: Český rozhlas Plus
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