München: Jan Hus, Lange Nacht der Konsulate und Ausstellungen

Jan Hus

Die Gedenkfeierlichkeiten zum 600. Todestag des böhmischen Kirchenreformators Jan Hus erreichen Anfang Juli nicht nur in Tschechien, sondern auch in Süddeutschland ihren Höhepunkt. In hohem Maß daran beteiligt ist das Tschechische Zentrum in München. Es setzt noch weitere Schwerpunkte, zum Beispiel ein Konzert zum 250. Geburtstag und 200. Todestag des böhmischen Komponisten Jakub Jan Ryba. Einen Überblick über die kommenden Wochen im Tschechischen Zentrum München gibt der Leiter, Ondřej Černý, im folgenden Interview.

Jan Hus
Herr Černý, Anfang Juli wird anlässlich seines 600. Todestags an den Kirchenreformator Jan Hus erinnert. Wir haben schon bei unserem letzten Gespräch von zwei Ausstellungen berichtet, an denen sich das Tschechische Zentrum beteiligt: eine Ausstellung über das Leben und Werk von Hus im Sudetendeutschen Haus in München sowie eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst in Konstanz. Was plant das Tschechische Zentrum sonst noch im Rahmen der Gedenkfeierlichkeiten Ende Juni und im Juli?

„Jan Hus ist für uns ein großes Thema in diesem Jahr. Wir haben zusammen mit dem Adalbert-Stifter-Verein eine spezielle Veranstaltung erstellt: die Erstaufführung eines komponierten musikalisch-literarischen Abends von Daniel Dobiáš. Er wird Hus-Zitate musikalisch verarbeiten und durch Verse von Renaissance-Dichtern aus sieben europäischen Ländern ergänzen. Diese Veranstaltung heißt ‚Jan Hus und Martin Luther‘. Sie versucht, hier in München und in Deutschland, wo Martin Luther im Vordergrund steht, Jan Hus stärker zu betonen. Dann kommt es am Dienstag, 7. Juli, in der Evangelischen Stadtakademie in München zu einem Vortrag und einer Diskussion unter dem Titel ‚Die Wahrheit stirbt nicht in den Flammen‘. Von tschechischer Seite wird der Dekan der Theologischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag, Professor Jan Blahoslav Lášek, dabei sein. Nicht nur die Protestanten, sondern auch sondern auch die Katholische Akademie ist in dieser Hinsicht aktiv. Jan Hus gilt heute als eine Persönlichkeit, die ökumenisch interessant ist. Unter dem Titel ‚Jan Hus – Reformator, Theologe und nationaler Held‘ wird es am 6. Juli eine Diskussion in der Katholischen Akademie geben.“

Martin Luther und Jan Hus
Noch eine kleine Ergänzung zur Veranstaltung „Jan Hus und Martin Luther“: Wann und wo findet sie statt – und in welcher Sprache?

„Das Programm findet im Kulturforum des Sudetendeutschen Hauses in München statt, und zwar am 25. Juni um 19 Uhr. Es wird meist auf Deutsch gesprochen und gesungen.“

Sind damit die Veranstaltungen zum Jan-Hus-Jubiläum ausgeschöpft?

Laurin & Klement  (Foto: Alexej Ponomarjow)
„Eigentlich nicht. Die letzte Veranstaltung, die in München stattfindet – am 16. Juli ebenfalls im Kulturforum – ist ein Vortragsabend. Er wird vom Collegium Carolinum organisiert. Dabei wird über die heutige Bedeutung von Jan Hus gesprochen.“

Was planen Sie neben dem großen Thema „Jan Hus“ ansonsten im Juli? In Bayern starten die Sommerferien ja nicht wie in Tschechien bereits im Juli…

„Ja, das stimmt. Der Juli ist ein Monat, in dem wir sehr aktiv sind. Zum Beispiel haben wir am 2. Juli haben eine Vernissage zur Ausstellung ‚120 Jahre des Erfolgs: Laurin & Klement / Škoda‘. Es handelt sich um eine Ausstellung über die Geschichte und die Gegenwart des Autoherstellers Škoda. Dabei sollen auch Automodelle, technische Neuerungen und Designtrends in München vorgestellt werden. Die Ausstellung ist dreidimensional konzipiert und besteht aus Ausstellungswänden und Informationssäulen, aber es sind auch verschiedene Objekte dabei.“

Film „Little Guide to Mushrooms“  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
In München wird bald das Kurzfilmfestival Kalibres35 eröffnet. Tschechien ist dabei am Freitag vertreten, mit dem Film „Little Guide to Mushrooms“. Können Sie diesen Film und seinen Autor vorstellen?

„Es ist für uns eine große Freude, daran teilzunehmen. Dieses ganz spezifische Festival ist eines der wenigen in der Welt, die sich nur auf Kurzfilme spezialisieren. Für diesen Jahrgang wurde ein Film von Tomáš Janáček eingeladen, er heißt ‚Little Guide to Mushrooms‘ und erzählt davon, wie ein paar Freunde ihren früheren Lehrer in dessen Sommerhaus besuchen, bevor sie die Universität abschließen. Während ihres nächtlichen ‚Unterrichts‘ wird das ein oder andere Geheimnis ihrer Vergangenheit gelüftet. Der Film dauert 19 Minuten. Tomáš Janáček wird ihn am 19. Juni persönlich vorstellen.“

Milan Čoupek  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
Das klingt sehr spannend. Wozu möchten Sie die Besucher noch einladen?

„Wir sind zum ersten Mal bei einer Veranstaltung dabei, die von der Bayerischen Staatskanzlei initiiert wurde, sie heißt ‚Lange Nacht der Konsulate‘. Weil das tschechische Konsulat in München am Rand der Stadtangesiedelt ist und niemand dort hinfährt, sind wir mit dem Generalkonsul übereingekommen, seine Arbeit und die des Tschechischen Zentrums eben bei uns im Zentrum vorzustellen. Wir wollen ein paar Filme vorführen, die sich mit Sehenswürdigkeiten Tschechiens befassen. Die Besucher können mit den Mitarbeitern des Konsulats, darunter auch mit Generalkonsul Milan Čoupek sowie mit mir und meiner Kollegin Annett Browarczik über unsere Arbeit sprechen. Das ist am Donnerstag, 9. Juli, aber nicht die ganze Nacht lang, sondern von 18 bis 22 Uhr.“

Gibt es noch Programmpunkte, auf die Sie hinweisen wollen?

„Ja, es Weiteren kommt die schon erfolgreiche Ausstellung „Stimmen der Freiheit – Radio Free Europe im Kalten Krieg“ nach München. Dieses Mal wird die Ausstellung in einem Konkurrenzhaus von RFE präsentiert, nämlich im Haus des Bayerischen Rundfunks. Das ist kein Zufall, weil derzeit ein spezifisches Projekt der Stiftung „Zuhören“ des Bayerischen Rundfunks läuft. Im Rahmen des Projekts werden Zeitzeugen von Radio Free Europe vorgestellt. Sie werden im Bayerischen Rundfunk von den Schülern eines tschechischen und eines deutschen Gymnasiums live befragt. Es freut uns sehr, dass die Musik von Jakub Jan Ryba einmal auch in Bayern erklingen wird. Im Rahmen des Festivals ‚Mitte Europa‘ und im Rahmen der Feierlichkeiten zum 250. Geburtstag und 200. Todestag des Komponisten wird es am 11. Juli ein Konzert im Schloss Röthenbach geben. Dort spielt das Mathilde-Nostitz-Quartett.“