Nach 65 Jahren wieder entdeckt: Künstler Franz Peter Kien aus dem KZ Theresienstadt

Foto: Martina Schneibergová

Auch viele hochbegabte Künstler sind von den Nationalsozialisten in den Jahren 1941 bis 1945 in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt worden. Zu ihnen gehörte auch der Maler und Dichter Franz Peter Kien. Sein Name war bislang eher in den Expertenkreisen bekannt. Dies kann sich jedoch dank einer großen Ausstellung ändern, die vorige Woche in Terezín / Theresienstadt eröffnet wurde.

Franz Peter Kien stammte aus einer jüdischen Familie. Geboren wurde er im nordböhmischen Varnsdorf. In den 30er Jahren studierte er an der Prager Akademie der Künste. 1941 wurde Kien von den Nazis nach Theresienstadt deportiert. Wie viele andere Künstler arbeitete er dort in einem Zeichensaal. In freien Augenblicken zeichnete er und schrieb Gedichte, Theaterstücke sowie das Libretto zur Oper „Der Kaiser von Atlantis“ von Victor Ullmann. Im Oktober 1944 wurde er ins KZ Auschwitz transportiert, wo er mit nur 25 Jahren wahrscheinlich an einer Infektionserkrankung starb.

Von Kien sind rund 2000 Zeichnungen, Hunderte von Gemälden sowie Erzählungen, Gedichte und weitere literarische Werke erhalten. In Theresienstadt kann man jetzt etwa 300 seiner Werke besichtigen. Initiatorin der Ausstellung und Kuratorin ist Elena Makarova:

Elena Makarova  (links)
„Ich habe Kunst und Literatur studiert. Für mich stellt Kien eine Verbindung der beiden Begabungen dar, was mich sehr fasziniert hat. Er war sowohl Maler und Zeichner, als auch Dichter. Er hatte große Pläne, aber ist jung gestorben.“

Ira Rabin, eine Mitarbeiterin der Kuratorin, hat zudem bisher unbekannte Dokumente über den Künstler aufgestöbert:

„Meine Arbeit bestand vor allem in der Archivarbeit, wobei ich die richtigen Archive finden musste. Ich habe die Dokumente gelesen und übersetzt. Beim Übersetzen ging es nicht um die Übersetzung in eine Fremdsprache, sondern vielmehr darum, das Gelesene zu interpretieren.“

Die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit hat Ida Rabin für ein Buch zusammengefasst, das zugleich als Ausstellungskatalog auch in deutscher Fassung erschienen ist. Mit Kiens literarischem Werk wiederum befasst sich die in Kanada lebende Literaturhistorikerin Margarethe Heukäufer in ihrem neu herausgegeben Buch:

„Mit dieser Anthologie holen wir den jungen Peter Kien und sein künstlerisches Werk an die Öffentlichkeit und lassen wir in Briefen, Gedichten und Dramen zu Wort kommen. Ich hoffe, dass das Buch dazu beiträgt, die Holocaust-Forschung sowie allgemein die Literaturwissenschaft auf das Werk von Peter Kien aufmerksam zu machen.“

Die Ausstellung über Franz Peter Kien ist noch bis Ende August in der kleinen Festung Theresienstadt zu sehen.

Fotos: Autorin