Nach Anschlägen in London: Wie sicher ist Prag?
Die Terror-Nachricht aus London hat vergangene Woche auch die Tschechische Republik geschockt. Polizeistreifen wurden verstärkt, Sicherheit in Großstädten war wieder einmal Thema Nummer eins. Mit dem Abstand von einigen Tagen ist es nun Zeit für eine Bestandsaufnahme. Ein Stimmungsbericht von Gerald Schubert:
Obwohl die Prager Regierung also nicht gerade zu den engsten Mitstreitern der US-Administration zählt, so gilt auch hier: Angesichts der undurchsichtigen und vielleicht tatsächlich chaotischen Entwicklung des internationalen Terrorismus ist derzeit kaum ein Land gänzlich außer Gefahr. Tschechien ist darüber hinaus bei der NATO, und die Hauptstadt Prag beherbergt zudem die Sendezentrale von Radio Free Europe, dem Sender, mit dem Washington die Verbreitung US-amerikanischer Werte in der Welt betreibt. Dass sich der Sitz von RFE ausgerechnet im belebten Stadtzentrum befindet, ist einigen Prager Stadtpolitikern seit langem ein Dorn im Auge, mit den USA laufen derzeit Verhandlungen über einen Umzug an die Peripherie.
Insgesamt aber lässt sich sagen: Das Gefühl der Verunsicherung ist in Tschechien auch nach den Anschlägen in London nicht dramatisch gestiegen. Auch eine Konzentration von Sicherheitskräften in die Hauptstadt kam für Innenminister Frantisek Bublan nicht infrage:"Wir werden keine Polizisten aus den anderen Landkreisen nach Prag berufen. Gewisse Sicherheitsmaßnahmen müssen auch in anderen Städten getroffen werden. Also: Keine Konzentration auf Prag!"
Mit anderen Worten: Vorsicht ja, aber keine Panik.
Nach den Anschlägen von London haben sich indes auch tschechische Moslems zu Wort gemeldet. Die islamische Gemeinde in Tschechien ist mit etwa 10.000 bis 15.000 Moslems sehr klein, von einem dauerhaften sozialen Problem zwischen einer christlichen - respektive atheistischen - Mehrheitsgesellschaft und einer islamischen Minderheit lässt sich hierzulande nicht sprechen. Wenn also tschechische Moslems Stellung beziehen, dann aus dem schlichten Willen, sich zu äußern, und weniger, weil sie neuerdings Feindseligkeit verspüren würden. Lukás Lhotan, Redakteur der Internetzeitschrift Islámské noviny:
"Diese Terrorattacken sind anti-islamisch. Die Europäer, und auch die Moslems in Europa, müssen im Kampf gegen die Terroristen zusammenstehen."