Nach Corona-Erfahrung: Im Riesengebirge fehlt es an Saisonarbeitern
Das Riesengebirge auf der böhmischen Seite ist das beliebteste Skigebiet in Tschechien. In diesem Winter wurden die ersten Abfahrtspisten und Loipen schon Anfang Dezember zur Nutzung freigegeben, denn Natur- und Kunstschnee war ausreichend vorhanden. Dagegen herrscht ein Mangel an Saisonarbeitern, die beim Betrieb der Wintersportzentren helfen.
„Im Sommer bin ich als Kurier beschäftigt. Ich komme aus Südmähren. Jetzt im Winter habe ich mich hier in Spindlermühle (Špindlerův Mlýn, Anm. d. Red.) einquartiert und arbeite bei der Ski-Patrouille. Nun bin ich also 300 Kilometer von zu Hause entfernt“, sagt Zdeněk der Reporterin.
Kurz darauf steigt er in seine neue Arbeitskleidung und schwingt sich auf einen Motorschlitten, um die Beschaffenheit der Skipisten zu kontrollieren. Dazu erläutert er:
„Das ist für mich eine völlig andere Tätigkeit und eine große Umstellung. Bei dieser Arbeit habe ich häufig die Ski an den Füßen, oder ich fahre mit dem Motorschlitten zu den Skifahrern und versuche ihnen zu helfen.“
Seinen Arbeitsplatz in diesem Winter hat auch Ivan gewechselt. Er ist ansonsten Waldarbeiter und kam aus dem 50 Kilometer entfernten Jičín / Jitschin nach Spindlermühle.
„Ich würde gern auch im Winter im Wald arbeiten, doch das ist kein Zuckerschlecken. Daher bietet die Arbeit im Riesengebirge eine ideale Lösung“,
sagt Ivan, während er an einer Seilbahn etwas ausbessert. Motorsäge und Beil hat er für mehrere Wochen gegen Werkzeug und warme Bekleidung eingetauscht. Ivan arbeitet jetzt als Maschinist und bei der Bedienung der Seilbahn.
Zdeněk und Ivan sind nur zwei der Saisonarbeiter, die diesen Winter im Riesengebirge tätig sind. Doch es sei alles andere als leicht gewesen, genügend Leute für die notwendigen Arbeiten zu finden, sagt der Marketingchef des Skiareals in Spindlermühle, Adam Svačina. Denn nach der missglückten vergangenen Saison wollen viele Saisonkräfte nicht mehr in die Berge kommen und eventuell wegen der Corona-Lage ihren Job verlieren. Auf mehreren Positionen fehlt es immer noch an Arbeitnehmern, derzeit vor allem in den Infozentren:
Die Arbeitsstellen sind geringer besetzt als im Idealzustand“, bestätigt Svačina.
Das liegt besonders daran, dass die älteren Beschäftigten nicht mehr zu ihren saisonalen Arbeitsplätzen zurückgekehrt sind. Unter anderem im Skigebiet Vrchlabí / Hohenelbe hat man das zu spüren bekommen. Dort hätten nun jüngere Menschen diese Aufgaben übernommen, informiert Veronika Klenzová-Bubáková vom Skizentrum. Es seien Leute aus ganz unterschiedlichen Berufsgruppen, ergänzt sie:
„Bei ihnen handle es sich vor allem um Gewerbetreibende und Handwerker wie Zimmermänner oder Mauer.“
Doch sie allein könnten den Bedarf nicht decken, merkt Tomáš Pražan an. Er ist Mitarbeiter einer Skischule in Spindlermühle.
„Egal ob in der Gastronomie, in den Hotels, in den Büros der Skischulen oder an den Ausleihstationen – überall fehlt es weiterhin an Arbeitskräften“, sagt Pražan.
Deshalb müssten diejenigen, die diesen Winter einen Job in den Bergen angenommen hätten, auch länger arbeiten als normalerweise. Corona wirkt sich also nicht nur auf die Gesundheit aus, sondern zeigt auch Nebenwirkungen auf dem Arbeitsmarkt.