Nach Insolvenz des Betreibers: Anrainer-Gemeinden wollen Schmalspurbahn von Jindřichův Hradec retten
Wer schon mal als Tourist in der Gegend von Jindřichův Hradec / Neuhaus in Südböhmen war, wird sie vielleicht kennen: die örtliche Schmalspurbahn. Im November vergangenen Jahres wäre sie 125 Jahre alt geworden, doch zur Feier kam es nicht. Denn seit Oktober liegt die Strecke still, weil der Betreiber insolvent gegangen ist. Aber es gibt neue Hoffnung.
Bis vor vier Monaten schnaufte die Schmalspurbahn noch durch die Hügellandschaft Südböhmens. Dann stoppte das tschechische Bahnamt den Betrieb auf beiden Strecken: von Jindřichův Hradec nach Nové Bistřice / Neubistritz sowie nach Obrataň / Wobratein. Grund ist die Insolvenz des Betreibers namens Lokalbahn Jindřichův Hradec (Jindřichohradecké místní dráhy). Insgesamt 160 Millionen Kronen (6,7 Millionen Euro) Schulden sollen sich bei der Firma angesammelt haben.
Vergangene Woche hat das Bahnamt sogar zum Äußersten gegriffen und dem Betreiber alle Lizenzen entzogen. Pavlina Straková ist Sprecherin der Behörde und erläuterte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Das Verfahren zum Entzug der Lizenz war im vergangenen Jahr auf Antrag des Betreibers vorläufig gestoppt worden. Die Lokalbahn Jindřichův Hradec hat aber innerhalb der festgelegten Frist keine Dokumente eingereicht, die eine Verbesserung ihrer finanziellen Lage beweisen. Damit hat das Unternehmen nicht nachweisen können, dass es die Bedingungen erfüllt für die finanzielle Befähigung gemäß dem Eisenbahnrecht.“
Dabei ist die Schmalspurbahn ein Stück Geschichte. 1897 wurde sie bereits gegründet, zu Zeiten der k. u. k. Monarchie wollte man mit ihr den ländlichen Raum beleben. 1925 wurde die Bahn verstaatlicht. Aber schon in den 1970er Jahren kamen erste Diskussionen auf, die Strecken zu schließen. Die politische Wende machte es dann jedoch möglich, durch eine Reprivatisierung den Betrieb weiterzuführen. 1997 ging die Infrastruktur für eine symbolische Krone an die Lokalbahn Jindřichův Hradec über.
Bei den Besuchern der Gegend war die Fahrt auf den nur 760 Millimeter breiten Schienen sehr beliebt. Doch dies hat wohl nicht gereicht für die nötigen Gewinne. Dass nun der Betrieb ganz eingestellt werden soll, wollen die an das Schienennetz angeschlossenen Gemeinden aber nicht hinnehmen.
„Wir wollen als Gemeinden ein Rechtssubjekt gründen, das als Partner für Verhandlungen bereitsteht. Das heißt, wenn der Kreis Vysočina die Meinung der Bürgermeister einfangen will, muss er nicht mit jedem einzeln verhandeln. Sondern wir erleichtern die Kommunikation, indem wir einen gemeinsamen Verein ins Leben rufen“, sagte der Bürgermeister von Černovice, Jan Brožek (Christdemokraten).
Denn für den künftigen Betrieb der Schmalspurbahn sind erst einmal die beiden Regionen gefragt, durch die die Trasse führt: Das sind der Kreis Südböhmen und der Kreis Vysočina. Und bei ihnen haben sich mittlerweile auch zwei Interessenten gemeldet. Einer ist der Unternehmer Albert Fikáček aus Brno / Brünn mit seiner Firma Gepard Express. Er sagt:
„Mit den betroffenen Regionen gab es bereits Gespräche. Dem Kreis Südböhmen haben wir ein Angebot zugeschickt, über das kommende Woche verhandelt werden soll. Für unser Angebot an den Kreis Vysočina hingegen fehlen uns noch einige Angaben, um den Gesamtpreis berechnen zu können.“
Laut Fikáček könnte aus dem Unternehmen Lokalbahn Jindřichův Hradec eine Tochtergesellschaft ausgegliedert werden, die noch finanziell handlungsfähig ist. Auf sie würde dann die Betriebserlaubnis des Bahnamtes ausgestellt. Die Lizenz und die Sicherheitsprüfung würde Gepard Express beisteuern. So glaubt der Unternehmer, dass die Schmalspurbahn sogar schon im Sommer wieder in Betrieb genommen werden könnte. Fehlen noch die Loks und Waggons. Darüber will Fikáček mit dem Insolvenzverwalter verhandeln.