Nach London und Kopenhagen nun Krumau: Grenadiere als Burgwache

Martin Neudörfl (Foto: ČTK)

Weiße Uniformen, hohe Bärenmützen und lange Gewehre. Das sind die Hauptmerkmale der Schwarzenberg‘schen Grenadiere im Schloss von Český Krumlov / Krumau. Die Garde wurde dort vor zwei Jahren erneuert. Nun soll ihre Tätigkeit erweitert werden.

Martin Neudörfl  (Foto: ČTK)
Die Schwarzenberg‘sche Grenadier-Garde soll ab kommendem Jahr jeden Tag über Burg und Schloss Krumau wachen. Bisher war sie nur bei besonderen Anlässen zu sehen. Aus diesem Grund wurde am Mittwoch ein Kooperationsabkommen zwischen Vertretern der Garde, des Rathauses von Krumau und des Nationalen Denkmalschutzamtes unterzeichnet.

Ins Leben wiedergerufen wurde die neue Grenadiergarde vor zwei Jahren von ihrem heutigen Hauptmann Martin Neudörfl. Den Mitgliedern stehen bisher sechs Militäruniformen zur Verfügung. Künftig möchte man 20 Gardisten ausstatten. Neudörfl plant daher eine Internet-Spendensammlung, die eine Million Kronen (37.000 Euro) einbringen soll:

„Dies ermöglicht uns, neue Uniformen nähen zu lassen. Eine Uniform kostet etwa 50.000 Kronen (1850 Euro). Mit Gewehr, Säbel und weiteren Ergänzungen beläuft sich der Preis aber auf 100.000 Kronen (3700). Aus der Spendensammlung wollen wir die billigere Variante finanzieren und außerdem eine Renovierung der Kaserne starten.“

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Diesen Plan befürwortet auch der Leiter des Nationalen Denkmalschutzamtes in České Budějovice / Budweis, Petr Pavelec:

„Die Kasernen werden der Garde dienen, es wird dort aber auch ein kleines Museum eingerichtet. Dadurch würde an einem weiteren Ort in Krumau das Kulturerbe der Stadt gepflegt. In diesem Fall ist das Kulturerbe gut sichtbar, repräsentativ und begleitet unterschiedliche Veranstaltungen.“

Ursprünglich entstanden ist die Garde auf Veranlassung von Fürst Adam Franz zu Schwarzenberg zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Sie sollte auf Schloss Hluboká / Frauenberg das Haus Schwarzenberg repräsentieren. Martin Neudörfl:

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„Die Grenadiergarde wurde nach dem Vorbild anderer Höfe in Europa errichtet. Sie war offiziell die herzogliche Leibwache, da die Fürsten von Schwarzenberg gleichzeitig die Herzöge von Krumau waren. Es handelte sich zunächst vor allem um eine Sache des Prestiges. 1742 wurde die Garde nach Krumau verlagert und übernahm dort die Funktion der Burgwache. Das war nicht ganz üblich. Bis heute erfüllen nur die königlichen Garden in London und in Kopenhagen diese Funktion.“

Die Garde wurde 1948 durch die Kommunisten aufgelöst, zuvor war die Familie Schwarzenberg enteignet worden. Dass nun die frühere Tradition wiederaufleben soll, begeistert auch den heutigen Kastelan des Schlosses in Krumau, Pavel Slavko:

„Durch die Gardisten im zweiten Schlosshof erhält Krumau etwas Einzigartiges und Kultikonencharakter. Es kehrt eine Tradition zurück, die vor 300 Jahren begonnen hat.“