Nachlassende Fitness bei tschechischen Kindern: Langzeittrend wurde durch Pandemie noch verstärkt
Um die körperliche Fitness der Kinder in Tschechien ist es immer schlechter bestellt. Im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren erbringen sie im Sportunterricht inzwischen deutlich schlechtere Leistungen. Dies belegt eine Studie des Tschechischen Olympiakomitees.
Für seine Analyse hat das Tschechische Olympische Komitee (ČOV) die aktuellen Daten von etwa 1000 Grund- und weiterführenden Schulen in Tschechien zusammengetragen. Im Mittelpunkt stand die Fitness der Schüler im Alter von fünf bis 17 Jahren, und dies im Vergleich zum Jahr 2019. Schlechtere Ergebnisse gab es etwa im 60-Meterlauf oder beim Standsprung. Dies sei eindeutig als Folge der Corona-Pandemie zu werten, sagte der ČOV-Vorsitzende Jiří Kejval in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Wir verfolgen die körperliche Fitness der Kinder schon seit 30 Jahren. Die Daten gehen dauerhaft leicht zurück. Das heißt, die Ergebnisse von 2019 sind wesentlich schlechter als noch 1990. Aber der Einbruch, der in den vergangenen zwei Corona-Jahren zu beobachten war, ist beispiellos und sollte eine Warnung sein.“
Dies sieht auch Tomáš Perič so. Der Dozent für Sportunterricht an der Prager Karlsuniversität hat die Analyse für das Olympiakomitee mitverfasst:
„Die Corona-Zeit spielte eine wesentliche Rolle. Zwar war der Rückgang währenddessen nicht so dramatisch wie erwartet, aber der Trend ist eindeutig. Die Pandemie hat dazu geführt, dass die Kinder weniger Sport treiben und sich ihre körperliche Verfassung tatsächlich verschlechtert.“
Am meisten haben laut Studie die Leistungen der Jüngsten nachgelassen – also jener Schüler, die während der Pandemie in der ersten oder zweiten Klasse waren und diese zu einem großen Teil per Distanzunterricht absolviert haben. In dieser Altersgruppe habe die Zahl der übergewichtigen Kinder deutlich zugenommen, bestätigt Perič:
„Die Kinder hatten keine Chance, sich eine Gewohnheit regelmäßigen Sporttreibens anzueignen – sei es im Sportunterricht oder in Vereinen. Diesbezüglich sind die Familien eigentlich ein wichtiges Moment. Aber in der Pandemie konnten sie die Kinder nirgendwohin schicken, weil die Sportanlagen geschlossen waren.“
Andererseits ließen ältere Daten aus den 1960er Jahren einen Langzeittrend erkennen, wonach sich die Bevölkerung generell immer weniger bewege, ergänzt Perič. Der wissenschaftliche Ausdruck dafür sei eine „verringerte Bewegungsaktivität“. Um dem entgegenzuwirken, müssten Kinder schon im Vorschulalter an regelmäßiges Sporttreiben gewöhnt werden, mahnt der Experte.
Und auch ČOV-Chef Kejval sieht in der Zunahme körperlicher Aktivitäten das einzige Mittel, den Trend umzukehren:
„Bewegung ist gerade in der heutigen Zeit sehr wichtig. Denn wegen der Energiekrise drohen viele Sporteinrichtungen, in den Wintermonaten aus Spargründen zu schließen. Wir appellieren etwa an die Politiker, solche Schließungen nur als letztmögliche Variante durchgehen zu lassen. Die Bewegung und die Gesundheit der Kinder sollten schließlich für jede Gesellschaft höchste Priorität haben.“