Nanotechnik – Tschechien auf dem Weg zu weltweiter Marktführung?
Die sogenannte Nanotechnik gilt als eine der Zukunftstechnologien. Und gerade in diesem Bereich ist Tschechien bereits seit einigen Jahren stark. Vizepremier Pavel Bělobrádek traut seinem Land sogar den Sprung an die Weltspitze zu. Was hat es also damit auf sich?
Dennoch dauerte es Jahrzehnte, bis die Nanotechnik erstmals angewandt werden konnte. Deswegen gilt der Bereich weiter als Zukunftstechnologie. In Tschechien gelang der Durchbruch mit sogenannten Nanofasern, also künstlich hergestellten Mikrofasern. Der Meilenstein war das Jahr 2004. Damals entwickelten Forscher an der Technischen Universität in Liberec / Reichenberg die erste Maschine, mit der sich diese Fasern industriell herstellen lassen. Von den Labormembranen bis dahin war es aber ein langer Weg. Ladislav Mareš hat die Firma Elmarco aufgebaut, die solche Maschinen herstellt:
„In Labors werden meist Membrane hergestellt, die 10 bis 20 Zentimeter breit sind. In der Industrie sind bis zu 1,60 Meter Breite und mehr nötig. Um bei dieser Größe die Eigenschaften der Membran zu erhalten, reicht kein Laborgerät aus. Außerdem muss die Maschine solche Membrane in Serie herstellen können.“Noch im Jahr 2004 begann Elmarco, Spinnmaschinen für Nanofasern in Serie zu produzieren. Das Unternehmen aus Liberec ist heute weltführend, die Abnehmer sitzen unter anderem in den USA, Japan, Singapur und Russland. Aber nicht nur das: In Tschechien wurden auch als erstes Nanofasern industriell hergestellt, und daraus entstand nachfolgend ein ganzer Industriezweig.
Jan Buk leitet eine Firma im ostböhmischen Pardubice, die Filter aus Nanofasern herstellt:„Chemiefreie Wasserreinigung ist beispielsweise ein interessanter Bereich, in dem wir tätig sind. Die potenziellen Klienten verteilen sich über den ganzen Erdball. Für einen spanischen Partner haben wir schon eine Nanomembran entwickelt, die er zur Filterung von Schwimmbadwasser verwendet.“
Nanofasern wirken allein schon durch ihre extrem kleinen Poren wie ein Filter. Gibt man auch noch Silber bei, erhält man sogar eine antibakterielle Wirkung. Aber nicht nur in der Umwelttechnik, sondern zum Beispiel auch für die Medizin bei Verbandsstoffen oder für die Textilbranche etwa bei Outdoor-Bekleidung oder Allergiker-Wäsche werden die Fasern gebraucht. Tschechische Firmen sind außerdem stark im Bereich Optik.
Da hierzulande mittlerweile etwa 40 Unternehmen in der Nanotechnik tätig sind, haben sie im vergangenen Jahr einen eigenen Verband gegründet. Diese Interessensorganisation will sich vor allem auch darum bemühen, Gelder aus Europäischen Fonds zu gewinnen. Die Regierung in Prag könnte dabei helfend unter die Arme greifen. Dies deutete Vizepremier Pavel Bělobrádek in dieser Woche bei einer Fachkonferenz in Prag an:„Ich bin überzeugt, dass wir auf dem Weg sind, in der Nanotechnik weltweit führend zu werden. Das wird auch daran liegen, ob es uns gelingt, Förderprogramme auszuschreiben, die zu vernünftigen Lösungen führen. Im Regierungskabinett werden wir sicher eine strategische Debatte darüber führen, welche Prioritäten wir bei der angewandten Forschung setzen. Dass sich das auch auf die Nanotechnik beziehen wird, ist sicher eine der Möglichkeiten.“
Im Übrigen lässt sich Nanotechnik mittlerweile auch studieren. Bereits 2009 hat die Technische Universität in Liberec einen entsprechenden Studiengang eingerichtet.