Napoleonische Kriege im Prager Nationalmuseum

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Am 2. Dezember 1805 besiegte Napoleon bei Austerlitz / Slavkov östlich von Brno / Brünn die russisch-österreichischen Koalitionstruppen. Der bevorstehende 200. Jahrestag der so genannten Dreikaiserschlacht steht kurz bevor. Zu diesem Anlass wurde in der vergangenen Woche im Prager Nationalmuseum die Ausstellung "Byla vojna s Francouzem/Es war ein Krieg gegen den Franzosen" eröffnet. Mehr von Martina Schneibergova.

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Die Ausstellung bezieht sich nicht nur auf die bedeutende Schlacht bei Austerlitz, denn neben den Ereignissen auf dem Schlachtfeld wird der politische und gesellschaftliche Kontext jener Zeit umfassend beleuchtet. Libor Jun vom Archiv des Nationalmuseums hat die Ausstellung vorbereitet:

"Die Auswirkungen der napoleonischen Kriege und der vorangegangenen Französischen Revolution sorgten für eine bedeutende gesellschaftliche Wende. Die alte, nach dem Credo 'von Gottes Gnaden', herrschende Ordnung zerfiel. Sie verschwand in Frankreich, sie verschwand in Österreich und allmählich in ganz Europa - mancherorts früher, anderswo später. Zu dieser Zeit entwickelte sich langsam die freie Bürgergesellschaft, die Bürger- bzw. Menschenrechte nahmen konkrete Gestalt an."

Libor Jun  (Foto: Autorin)
Die ersten zwanzig Jahre des 19. Jahrhunderts waren für die weitere Entwicklung Europas maßgebend. Der Wiener Kongress, mit dem in den Jahren 1814-1815 die napoleonischen Kriege abgeschlossen wurden, legte die politische Landkarte faktisch für ein weiteres Jahrhundert fest. Die Ausstellung im Nationalmuseum verzichtet darauf, die einzelnen Konflikte der Zeit aufzuzählen. Sie zeigt eine Auswahl von Artefakten, die die historischen Ereignisse illustrieren. Waffen, Bekleidung, Medaillen, Gemälde, wertvolle Landkarten und Gegenstände des Alltagsbedarfs gehören zu den Exponaten. Die Ausstellungsstücke werden durch Texte der Volksdichtung ergänzt. Bei diesen Texten und der Gesamtgestaltung ließen sich die Macher, Libor Jun zufolge, von den Volkschroniken des beginnenden 19. Jahrhunderts inspirieren:

"Die künstlerische Ausdrucksweise, die in der Ausstellung benutzt wird, ist kein Selbstzweck. Sie geht von den damals bekannten Krämerliedern, Krämerdrucken und Karikaturen aus. Ich habe versucht, in der Ausstellung verschiedene Ebenen zu kombinieren. Neben wissenschaftlichen Informationen bietet die Ausstellung auch unterhaltende Elemente. Wenn eine Familie das Museum besucht, kann hoffentlich jeder etwas finden, das ihn anspricht."

Die Ausstellung ist bis zum 31. Januar 2006 im Nationalmuseum am Prager Wenzelsplatz zu sehen.