Neu-Abgeordneter Pavel Ploc sah sich mit Bestechungsversuch konfrontiert

Pavel Ploc (Foto: CTK)

Die Wahlen zum tschechischen Abgeordnetenhaus hatten aufgrund der aggressiven Wahlkampagnen von Sozial- und Bürgerdemokraten ein kräftiges, wenn auch in Moll vorgetragenes Vorspiel. Und sie endeten dank Premier Paroubeks erhitzter Brandrede mit einem dumpfen Paukenschlag. Aber, so hat sich bereits herausgestellt, auch das Nachspiel wird nicht ohne dunkle Zwischentöne über die Bühne gehen. Lothar Martin berichtet.

Pavel Ploc  (Foto: CTK)
Im Jahr 1983 war er in ganz Tschechien und darüber hinaus in aller Munde, denn auf seiner Hausschanze, dem Riesenbakken am Harrachsdorfer Teufelsberg, war er bei der Skiflug-Weltmeisterschaft mit 181 Metern Weltrekord gesprungen. Die Rede ist von Pavel Ploc, dem berühmtesten und erfolgreichsten tschechischen Skispringer der 80er Jahre, der auch in diesen Tagen wieder Schlagzeilen macht. Allerdings auf einem anderen und für ihn noch ungewohnten Parkett: der Politik. Denn im Ergebnis der am vergangenen Samstag gerade erst beendeten Wahlen wird Pavel Ploc als einer von 74 sozialdemokratischen Abgeordneten ins parlamentarische Unterhaus einziehen. Und viel hätte nicht gefehlt, dann wäre das bereits mit einer für ihn persönlich schwerwiegenden Hypothek geschehen. Am Dienstag hat der 41-jährige Ex-Sportler nämlich kundgetan, dass er schon am Montagmorgen von einer männlichen Person kontaktiert worden sei mit dem höchst dubiosen Angebot, ob er nicht für eine Summe von fünf Million Kronen (ca. 175.000 Euro) das Lager wechseln und der Partei der Grünen beitreten möchte. Später habe ihn dann noch eine zweite Person kontaktiert, er habe aber abgelehnt und sofort die Zentrale seiner Partei sowie die Polizei informiert, äußerte Ploc am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Prag. Außerdem sagte er:

"Ich nehme das wir ein Sportsmann auf. Ich wollte in die Politik gehen und in diese auch das Fair Play einführen, aber für mich ist dieser Beginn ein ziemlich herber Schlag. Denn ich habe noch gar nicht auf dem Abgeordnetensitz Platz genommen, und schon ist so etwas passiert."

Bei der Polizei hat Ploc daraufhin Anzeige erstattet, was David Kubalak vom tschechischen Polizeipräsidium bestätigte:

"Die Strafanzeige des Herrn Abgeordneten Ploc haben wir entgegengenommen und mit dieser Anzeige wird sich die Abteilung zur Aufdeckung von Korruption und finanzieller Kriminalität befassen. Weitere Informationen werden wir nicht öffentlich machen. Bestätigen können wir aber, dass es sich in diesem Fall um ein Angebot an den Herrn Abgeordneten Ploc handelt, bei dem er von der Partei, für die er kandidiert hat, zu einer anderen Partei übertreten sollte."

Pavel Ploc  (links) und Jiri Paroubek  (Foto: CTK)
Die Vertreter der Partei der Grünen schüttelten ob der mit dem Bestechungsversuch verknüpften indirekten Anschuldigung nur den Kopf und entgegneten dem Vorwurf durch ihren Vorsitzenden, Martin Bursik:

"Zum einen kämpfen wir gegen die Korruption und bestechen niemanden. Zum anderen haben wir gar nicht soviel Geld, und wenn wir es hätten, würden wir es zur Professionalisierung unserer Partei nutzen."

Möglicherweise wurde die Partei der Grünen bei diesem angeblichen Bestechungsversuch aber auch nur als die für Ploc annehmbarste Gruppierung ins Spiel gebracht mit dem einzigen Ziel, dass die sich seit Dienstag um eine neue Regierung bemühende Mitte-Rechts-Koalition aus Bürgerdemokraten (ODS), Christdemokraten (KDU-CSL) und Grünen (SZ) bei der Vertrauensfrage im Parlament auch wird behaupten können. Denn bei dem gegenwärtigen Patt zwischen dem konservativen und linksorientierten Lager fehlt dieser Koalition genau eine solche Stimme. Das jedoch werden entweder die aufgenommenen polizeilichen Ermittlungen ergeben, oder die ganze Angelegenheit wird sich wie im Fall Koristka wieder mit viel Rauch in Luft auflösen. Der um Fairplay in der Politik bemühte Pavel Ploc aber hatte sich seinen Einstand als Abgeordneter weiß Gott anders vorgestellt: Anstatt die neue Aufgabe mit Elan anpacken zu können, genießt er jetzt erst einmal Personenschutz.