Neue Initiative will niederbayerische Touristen nach Pilsen und Umgebung bringen

Pilsen (Foto: Archiv Radio Prag)

25 Jahre nach dem Mauerfall wagen sich immer noch wenige deutsche Touristen über die deutsch-tschechische Grenze. Der stellvertretende Hauptmann des Kreises Plzeň / Pilsen, Ivo Grüner (ČSSD), will das ändern. Bisher präsentierte sich Pilsen zwar schon aktiv in der Oberpfalz, jetzt soll die Region aber auch in Niederbayern bekannter werden. Zuständig für das Konzept ist die Deutsch-Tschechin Simona Fink.

Pilsen | Foto: Radio Prague International
Jeder Deutsche kennt Prag, die meisten waren schon mal dort. Auch die Stadt Pilsen oder der Böhmerwald sind vielen ein Begriff, aber dort Urlaub machen? Das tun nur die wenigsten, die tschechische Provinz ist für viele Deutsche ein Niemandsland, in das sie sich allein schon wegen der Sprachbarriere nicht trauen. Das ist aber nicht das einzige Problem, weiß Tourismusberaterin Simona Fink:

„Wir wollen, dass den Leuten geholfen wird. Dass sie sich trauen, Orte zu besuchen, in denen es zum Beispiel keine Touristeninformation gibt, wo die Infrastruktur noch nicht so richtig ausgebaut ist. Das ist mir persönlich sehr wichtig. Nach so vielen Jahren, in denen die Grenze offen ist, sollen die Touristen einfach hin- und herfahren, ohne die Grenze zu bemerken. Unser Ziel ist, dass die Sprachbarriere irgendwann die einzige Barriere sein wird.“

Simona Fink  (Foto: Archiv des Touristischen Service Centers ArberLand)
Die Deutsch-Tschechin Fink lebt schon seit 20 Jahren in der Nähe von Bodenmais und hat viel Erfahrung mit dem Tourismus im Grenzgebiet gesammelt. Bisher war es vor allem ihre Aufgabe, für einen Tourismusdienstleister Niederbayern in Tschechien zu präsentieren. Jetzt funktioniert es andersherum: Die niederbayrischen Nachbarn jenseits der Grenze sollen nach Pilsen und Region kommen.

„Der Bezirk Westböhmen hat wie die Oberpfalz eine sehr lange Grenze mit Niederbayern. Der Grenzübergang Bayerisch Eisenstein ist auch für die Tschechen sehr interessant. Auch die beiden Nationalparks sind momentan bestrebt, die Zusammenarbeit zu verbessern und mehr zu kooperieren. Niederbayern ist also aus meiner Sicht sehr wichtig für Pilsen.“

Burgruine Rabí  (Foto: CzechTourism)
Simona Fink organisiert nun mit ihrem Team hauptsächlich Informationsveranstaltungen in Tourismuszentren, auf Tourismusmessen oder auf Events wie der Landesgartenschau Deggendorf. Dort gibt es auch Prospekte zu den Übernachtungsmöglichkeiten, Parkmöglichkeiten, Wanderwegen und Kulturveranstaltungen. Auch Europas Kulturhauptstadt Pilsen 2015 soll beworben werden. Aber das ist nicht der Hauptgrund für die Kampagne:

„Das dient jetzt natürlich nicht nur für Pilsen 2015. Die Leute werden auf dem Weg dorthin irgendwo anhalten und sich zum Beispiel Klatovy / Klattau ansehen oder andere Ausstellungen. Es geht darum zu sagen: Hier ist der große Stern, aber es gibt noch so viele andere schöne Orte. Dazu gehören zum Bespiel auch die Burgruine Rabí oder der Nationalpark Šumava.“

Bahnhofsgebäude von Bayerisch Eisenstein  (Foto: High Contrast,  Wikimedia CC BY 3.0 DE)
Konkret ist in näherer Zukunft eine Dauerausstellung im Bahnhofsgebäude von Bayerisch Eisenstein geplant. In der Galerie Kuns(t)räume sollen dort ab Oktober unter anderem Exponate zum Pilsener Brauereigewerbe gezeigt werden. Zudem wird es Informationen zu Museen in Pilsen und Region und zum Nationalpark Šumava geben. Auch Simona Finks Team wird immer vor Ort sein, um Fragen von potentiellen Reisegästen zu beantworten.

Die Offensive des Kreises Pilsen ist übrigens keine einseitige Sache. Die Tourismuszentren in Niederbayern und der Oberpfalz machen in Tschechien schon seit langem Werbung für sich – mit Erfolg.

Großer Arber  (Foto: Deconstruct,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
„Mittlerweile profitieren sehr viele Orte vom tschechischen Tourismus. Es gibt Schwimmbäder entlang der Grenze, wo bis zu 60 Prozent tschechische Gäste sind. Auch am Großen Arber sind bis zu 40 Prozent Skifahrer aus Tschechien. Das sind wirklich Orte, Städte und Landkreise, die vom Marketing in Tschechien sehr profitieren.“