Neue Pfade: Böhmerwald-Initiative belebt das frühere Sperrgebiet
Der Böhmerwald ist in Tschechien als Urlaubsregion sehr beliebt. Dank einiger passionierter Böhmerwaldfans leben in letzter Zeit auch weniger bekannte Orte wieder auf. Der Verein „Šumavské cesty“ ist vor allem in Dobrá Voda / Gutwasser bei Hartmanice / Hartmanitz aktiv.
„Meine Freundin und ich haben uns gesagt, dass es schön wäre, die Kapelle wieder zu errichten. Über den Ort haben wir uns erkundigt. Er befand sich während der kommunistischen Zeit im militärischen Sperrgebiet. Zuvor gab es dort jedoch zwei Gutshöfe. Anfang des 20. Jahrhunderts lebten 110 Menschen in der Ortschaft. Da die nächste Kapelle im Tal lag, haben sie damals ihre eigene Kapelle erbaut, die dem heiligen Martin geweiht war. 2010 kam uns die Vorstellung schon etwas gewagt vor, dass die neu aufgebaute Kapelle am Martinstag, dem 11. November 2011 geweiht werden könnte. Aber dank mehrerer Menschen, die wir für die Idee gewonnen haben, hat es geklappt. Wir haben Spendensammlungen und Benefizveranstaltungen organisiert, und die Stadt Hartmanice hat uns unterstützt.“
Zadní Paště / Hinter Waid hieß das verschwundene Dorf, von dem nur ein paar Steine erhalten geblieben sind. An der neuen Kapelle vorbei führt ein Wanderweg. Die Erfahrung mit der Erneuerung des Sakralbaus hätte ihn und seine Freunde zur Gründung des Vereins bewegt, sagt Pavel Bečvář:
„Unser Ziel ist es, dem Böhmerwald in verschiedenen Bereichen zu helfen. Wir sprechen Menschen an, denen diese Region nicht gleichgültig ist. Im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit steht der Ort Dobrá Voda / Gutwasser, der knapp drei Kilometer von der Stadt Hartmanice entfernt ist. Im Ort befindet sich eine Wallfahrtskirche aus der Barockzeit, die dem heiligen Gunther geweiht ist. Es ist die einzige St. Gunther-Kirche hierzulande. In der Kirche gibt es einen Glasaltar, einen Kreuzweg aus Glas sowie eine Glasplastik des heiligen Gunthers von der Künstlerin Vladimíra Tesařová.“Auch Dobrá Voda lag während der kommunistischen Zeit im Sperrgebiet. Das Militär nutzte die Barockkirche in dem verlassenen Dorf als Lagerraum. Erst in den 1990ern hatte der Ort wieder ein paar Einwohner. Der Verein hat vor, wieder neues Leben in das Dorf zu bringen. Unter dem Titel „Aktiver Sommer in Dobrá Voda“ organisieren die Aktivisten Programme für die Öffentlichkeit. Die Interessenten können die Umgebung des Ortes mit dem Roller erkunden oder bei einer Wanderung Heilkräuter kennenlernen. Ein Samstag stand im Zeichen des Geocaching.
„Jeden Samstagnachmittag bieten wir ein Programm für die Besucher an und am Abend findet ein Konzert in der Gunther-Kirche statt. Der ‚Aktive Sommer‘ wird seinen Höhepunkt im Rahmen des Festivals ´9 Wochen Barock´ erreichen, das von der europäischen Kulturhauptstadt Plzeň / Pilsen organisiert wird. Am 29. August gibt es in Dobrá Voda einen Barocktag mit einem Heilquellenfest.“
Auf dem Programm stehen ein Konzert mit italienischer Barockmusik sowie ein Feuerwerk. Der Verein „Šumavské cesty“ ist nicht nur während der Sommermonate aktiv. In den nächsten Monaten sind unter anderem eine Wanderung auf den Spuren der alten Grenzsteine sowie Fahrradausflüge geplant. Mehr über das Programm des Vereins erfahren Sie unter www.sumavskecesty.cz.