Neue Wilson-Statue vor Prager Hauptbahnhof eingeweiht

Wilson-Statue vor Prager Hauptbahnhof (Foto: ČTK)

Der amerikanische Präsident Woodrow Wilson hatte sich nach dem Ersten Weltkrieg für eine Neuordnung Europas eingesetzt. Und er unterstützte T. G. Masaryks Idee einer unabhängigen Tschechoslowakei. Wilson wurde deswegen in dem neuen Staat sehr geschätzt. Als Dank erhielt der Prager Hauptbahnhof seinen Namen, und vor dem damaligen Eingang wurde 1928 eine große Statue des US-Präsidenten errichtet. Die Nationalsozialisten ließen die Statue jedoch niederreißen. Seit Mittwoch steht nun aber erneut eine Wilson-Statue vor dem Bahnhof.

Wilson-Statue vor Prager Hauptbahnhof  (Foto: ČTK)
Viel Prominenz, aber auch schaulustige Prager waren gekommen, als am Mittwoch die Wilson-Statue eingeweiht wurde. Zu den bekanntesten Gästen gehörten Staatspräsident Václav Klaus, sein Vorgänger Václav Havel und die ehemalige amerikanische Außenministerin Madeleine Albright. Man muss von einer Einweihung sprechen, weil enthüllt – also aufgestellt – wurde das 3,5 Meter hohe Denkmal bereits vor einem Monat. Albright erinnerte bei dem Festakt an Wilsons Bedeutung für Europa und die Tschechoslowakei:

„In einer Ära, in der andere führende Politiker die Welt als globales Schachbrett mit den imperialen Mächten als Spielern und allen anderen als Figuren sahen, hatte Wilson eine erstaunliche Idee: Er glaubte, dass das Recht genauso für kleine wie für große Nationen gilt und jedes Land die Pflicht hat, dieses Prinzip zu verteidigen.“

Václav Klaus und Václav Havel  (Foto: ČTK)
Mit seinem 14-Punkte-Programm legte Wilson den Grundstein für eine Neuordnung Europas im Friedensvertrag von Versailles. Tschechen und Slowaken erhielten einen eigenen Staat, und dies war, wie Staatspräsident Václav Klaus in seiner Rede betonte, schon damals Grund für besonders freundschaftliche Beziehungen zwischen den USA und der Tschechoslowakei. An diese Beziehungen könne heutzutage wieder angeknüpft werden, so Klaus:

„Das Denkmal des Präsidenten Wilson als Symbol der Freundschaft zwischen den USA und Tschechien kehrt heute ins Prager Stadtzentrum zurück. So wie die Statue zurückkehrt, sind wir in den vergangenen beiden Jahrzehnten zu den bewährten Gedanken von Marktwirtschaft und Demokratie zurückgekehrt, die viele von uns immer mit den Vereinigten Staaten geteilt haben – und das trotz der Regime und Regierungen, die es bei uns gab.“



Konferenz in Versailles
Die neue Statue entstand auf Initiative der „Amerikanischen Freunde der Tschechischen Republik“, viele Mitglieder dieses Vereins haben tschechische Wurzeln. Seit 2006 hatten sie sich dafür eingesetzt, eine Kopie der alten Statue von 1928 in Bronze zu gießen und vor dem Bahnhof aufzustellen. Die architektonische Einbindung des neuen Denkmals hat der tschechische Architekt Mikuláš Hulec gestaltet. Gegenüber den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunk sagte Hulec:

„Das Wichtigste an dem Denkmal ist die Gestalt von Präsident Wilson, der gerade bei der Konferenz in Versailles aus dem Sessel aufgestanden ist und mit ausgebreiteten Armen das neue Europa beziehungsweise die neuen Völker Europas segnet.“

Woodrow Wilson
Während das heutige Motiv identisch ist mit demjenigen aus den 1920er Jahren, musste der Standort des Denkmals verschoben werden. Am ursprünglichen Ort befindet sich heute die Bahnhofshalle, die Statue steht daher im Park davor.