Originale ausgestellt: 100 Jahre Staatsgründung
Die Akademie der Wissenschaften zeigt in Prag eine Ausstellung aus Anlass der tschechoslowakischen Staatsgründung vor 100 Jahren. Im Mittelpunkt steht, wie sich das Gedenken an das Ereignis durch Zwischenkriegszeit und kommunistische Herrschaft bis heute entwickelt hat. Derzeit dort noch zu sehen ist auch ein Original-Entwurf für die Unabhängigkeitserklärung vom 28. Oktober 1918.
„Der spätere erste Staatspräsident Masaryk hat den Entwurf damals handschriftlich verfasst. Es handelt sich um mehrere Blätter, auf denen er skizziert hat, was er sagen wird.“
Masaryk hält sich 1918 mit politischen Mitstreitern in Washington auf. Denn das Ende des Ersten Weltkriegs steht bevor, und damit stellt sich die Frage nach der Zukunft der k. u. k. Monarchie. Masaryk vermutet, dass der amerikanische Präsident Woodrow Wilson ein gewichtiges Wort mitreden wird bei der Neuordnung Europas, deswegen ist er in die USA gereist. Seinen politischen Freunden will er den Entwurf für eine Unabhängigkeitserklärung vorstellen. Dagmar Hajková arbeitet am Masaryk-Institut der Akademie der Wissenschaften und schildert die Umstände von damals:
„Masaryk hat das Dokument in einer sehr hektischen Zeit verfasst. Es entstand im Oktober 1918 in Washington. Er reagierte damit in höchster Eile auf ein Angebot des Habsburger Kaisers Karl I. an den amerikanischen Präsidenten Wilson. Der Herrscher hatte vorgeschlagen, Österreich-Ungarn zu föderalisieren und damit zu retten.“Doch T.G. Masaryk und seine Mitstreiter wollen die „Autonomie“ der Tschechen und Slowaken, so wie sie Woodrow Wilson in seinen 14 Punkten vom Januar des Jahres angedeutet hat. Am 18. Oktober überreichen sie dem US-Außenministerium in Washington die Unabhängigkeitserklärung. In Tschechien heißt das Dokument daher auch „Erklärung von Washington“. Am selben Tag lehnen die Amerikaner offiziell das Angebot von Karl I. ab. In der Erklärung von Masaryk wird die künftige Tschechoslowakei im Übrigen bereits als parlamentarische Demokratie geplant.
Die Ausstellung ist noch bis 20. Juli in der Galerie der Akademie der Wissenschaften in Prag zu sehen (Národní 3). Geöffnet ist sie unter der Woche von 10 bis 18 Uhr.