Neujahrsgrüße von „unserem Prager Sender“ aus dem Jahr 1937

Silvester und Neujahr – die Zeit der Jahresrückblicke, der guten Vorsätze und Glückwünsche für das bevorstehende Jahr. Dies ist nicht nur heutzutage so, sondern auch schon vor 70 Jahren. Am 1. Januar 1937 schickte der Tschechoslowakische Rundfunk Neujahrsgrüße an seine deutschsprachigen Hörer. Hören Sie dazu nun die Aufnahme aus unserem Tonarchiv.

Wünsche – die hat wohl jeder, wenn ein neues Jahr beginnt. Die meisten lassen sich allerdings mit Seifenblasen vergleichen: Sie schillern zu Beginn in den schönsten Farben, zerplatzen dann aber sehr schnell und lösen sich in Luft auf. Um die Wünsche für das bevorstehende Jahr auf eine etwas sicherere Basis zu stellen, halten viele Menschen zu Jahresbeginn nochmals inne und schauen auf das vergangene Jahr zurück, wie der Reporter des Tschechoslowakischen Rundfunks 1937 zu berichten weiß.

„An einem solchen Tage wirft der Mensch gerne einen kurzen Blick zurück um sich wenigstens irgendwie Rechenschaft über die vergangene Periode zu geben, über das was er im letzten Jahre geleistet, was sich ihm erfüllt und was sich ihm nicht erfüllt hat.“

Nach dieser Rückschau, so die Meinung unseres Reporters, sei man dann bereit, neue Pläne für das bevorstehende Jahr zu schmieden. Dabei gilt es aber einiges zu beachten: Bei den Neujahrs-Wünschen dürfe man an erster Stelle nicht nur an sich selbst denken, sondern müsse auch immer auf seine Mitmenschen und auf die gesamte Gemeinschaft Rücksicht nehmen:

„Mehr denn je sind wir alle auf Gedeih und Verderben aufeinander angewiesen. Und was wir uns selbst wünschen, muss auch der Wunsch für unseren Nächsten sein. Lebensbejahend wollen wir so gesinnt ins neue Jahr gehen.“

Eine lebensbejahende Einstellung sei allerdings nur der erste Schritt zur Erfüllung der Wünsche, so unser Reporter. Sich zufrieden zurücklehnen und die Beine hochlegen dürfe man deshalb noch lange nicht. Wer das bevorstehende Jahr glücklich in Gemeinschaft verbringen will, der dürfe nicht abwarten, sondern müsse selbst aktiv werden.

„Dann dürfen wir aber das Glück nicht nur von Außen erwarten, wir müssen auch innerlich glückbereit werden. Nur wer die innere Sammlung, den tiefen Glauben an das Gute in jedem Menschen aufbringt, kann, wird und soll die Dinge meistern, den Weg zur Gemeinschaft finden.“

Von den Wünschen des Einzelnen für sich und die Gemeinschaft leitet unser Reporter auf die Wünsche der Hörer für das Radioprogramm des Tschechoslowakischen Rundfunks 1937 über.

„Wir wollen aber auch von Ihnen, verehrte Hörerinnen und Hörer, Wünsche an unsere Sendung hören und sie gerne – soweit es geht – erfüllen. Solcher Art in ständigem Kontakt mit Ihnen möchten wir weiter deutsche Kulturarbeit leisten an unserem Prager Sender.“

Mit den besten Neujahrs-Wünschen des ganzen Rundfunks an seine Hörer beendet unser Reporter seine Sendung.

„Wir rufen Ihnen heute, verehrte Hörerinnen und Hörer, von Herzen unseren Neujahrsgruß zu. Möge Ihnen zu frohen und erhebenden Stunden ein klein wenig auch unsere deutsche Sendung des Jahres ’37 mithelfen.“