Nicht-Euro-Land Tschechien hilft ebenfalls Irland

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Nach Griechenland jetzt Irland. Das zweite EU-Land erhält einen Rettungsschirm. Erneut beteiligt sich Tschechien, wie am Sonntag beim Treffen der europäischen Finanzminister beschlossen wurde. Für viele Tschechen ist Irland in den letzten Jahren indes mehr als nur das westlichste EU-Mitglied gewesen.

Löhne werden in Irland gekürzt und die Iren dagegen protestieren  (Foto: ČTK)
Als Irland noch boomte, da war es eine Art Traumland für Tschechen auf der Suche nach einem guten Verdienst. Mehrere Tausend meist junge Leute zog es in den Nullerjahren auf die grüne Insel. Und im Geiste fühlen sich hierzulande ohnehin viele den Iren verbunden: Seit den 90er Jahren ist ein richtiger Kelten-Boom in Tschechien entstanden.

Nun ist das Land aber in Not und die EU spannt ihren Rettungsschirm auf wie zuvor über Griechenland. 85 Milliarden Euro haben die Finanzminister der 27 EU-Staaten versprochen. Die Vereinbarung wurde am Sonntag in Brüssel getroffen. Der Rettungsschirm soll drei Jahre lang die grüne Insel beschützen. Für Tschechien hat Minister Miroslav Kalousek den Anteil von etwa 6,7 Milliarden Kronen bestätigt. Umgerechnet sind das rund 270 Millionen Euro. Diese Summe ergibt sich aus dem Anteil der tschechischen Wirtschaftsleistung innerhalb der EU. Es ist aber nur eine Garantiesumme und nicht direkt mit Zahlungen verbunden, wie der stellvertretende Finanzminister Tomáš Zídek in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks erläuterte:

Tomáš Zídek
„Nur wenn Irland zum Ende der europäischen Finanzgarantie nicht das zurückzahlt, was der Haushalt der Europäischen Union geliehen hat, dann müsste die Tschechische Republik mehr zum EU-Haushalt beitragen. Das wäre genau diese Summe von 6,7 Milliarden Kronen.“

Mit großer Wahrscheinlichkeit kann die tschechische Finanzgarantie ohne größere Probleme durchrutschen. Laut Zídek muss wohl weder die Regierung noch das Parlament darüber einen neuen Beschluss fassen. Denn bereits die Vorgängerregierung unter Premier Fischer hatte dem Garantiemechanismus ihren Segen gegeben.

Und die tschechischen Wanderarbeiter? Sie sehen zum Großteil keine Perspektive mehr in Irland, falls sie nicht ohnehin schon ihre Arbeit dort verloren haben. Wie zum Beispiel Sofie. Sie lebt seit vier Jahren nahe Dublin in einer WG mit ihrem Partner und einem gemeinsamen tschechischen Freund:

„Ich arbeite seit zwei Jahren nicht mehr. Und mein Partner ist ebenfalls unzufrieden, sein Lohn wird gekürzt. Wir sind schon recht lange hier.“

Sofie und die anderen beiden sitzen bereits auf gepackten Sachen. Am 21. Dezember wollen sie nach Tschechien zurückkehren.

Autor: Till Janzer
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