„(Nicht) gekommen um zu bleiben…“

Foto: Martina Schneibergová

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden mehr als 1000 deutschsprachige Bewohner aus der Gegend von Broumov / Braunau vertrieben. Ihr Schicksal sowie die Zusammenarbeit zwischen der bayerischen Stadt Forchheim und ihrer tschechischen Partnergemeinde Broumov ist das Thema einer Wanderausstellung, die in diesen Tagen im Haus der Minderheiten in Prag zu sehen ist. Zusammengestellt hat die Ausstellung Christina Meinusch. Martina Schneibergová hat bei der Vernissage mit ihr gesprochen sowie auch mit Helga Buhl, die die Texte ins Tschechische übersetzt hat.

Foto: Martina Schneibergová

Christina Meinusch  (Foto: Martina Schneibergová)
Frau Meinusch, auf welche Quellen haben Sie für die Schau zurückgegriffen?

„Hauptsächlich habe ich nach Informationen und Material im Archiv des Heimatkreises Braunau gesucht. Zweitens habe ich mit etwa 20 Menschen gesprochen, die diese Zeit teilweise als Kinder miterlebt haben. Sie haben darüber erzählt, wie es für sie war, in Bayern anzukommen und warum der Kontakt zu den anderen Braunauern in der neuen Heimat wichtig war.“

Was war der Grund für die Ausstellung?

„Ursprünglich wurde sie für einen Internationalen Museumstag entworfen. Nachdem sie ein sehr großer Erfolg war und man gesehen hat, dass sich sowohl die ehemaligen Braunauer als auch die anderen Bewohner von Forchheim darüber gefreut haben, wurde entschieden, die Ausstellung noch professioneller zu gestalten. Sie sollte als Wanderausstellung einem noch größeren Publikum gezeigt werden.“

Foto: Martina Schneibergová
Die Schau dokumentiert auch die Beziehungen zwischen Forchheim und dem ostböhmischen Broumov, denn die beiden Städte haben 2002 einen Partnerschaftsvertrag geschlossen. Gab es Reaktionen auch aus Broumov Reaktionen auf Ihre Arbeit? Wird die Ausstellung auch an weiteren Orten zu sehen sein?

„Die Rückmeldung aus Broumov war wirklich sehr positiv. Die Ausstellung wurde dort schon gezeigt. Nach Prag wird sie in Würzburg und im Kloster Rohr zu sehen. Danach bauen wir sie beim Sudetendeutschen Tag in Regensburg auf.“

Haben die Familien, deren Wurzeln in Böhmen sind, immer noch Beziehungen zu Broumov?

„Ja, in jedem Fall. Am Ende der Ausstellung wird thematisiert, dass mittlerweile sehr freundschaftliche Beziehungen zu Broumov bestehen. Dies gilt für beide Seiten. Es gibt viele Besuche, viele Reisen und auch Begegnungen der Bürgermeister der beiden Städte.“


Helga Buhl  (Foto: Martina Schneibergová)
Frau Buhl, Sie stammen auch aus Broumov?

„Ich stamme aus Starkov / Starkstadt, einer kleinen Stadt, die nahe Braunau liegt. Ich lebe heute in Forchheim. Es ist meine zweite Heimat. Ich habe die Texte der Ausstellung ins Tschechische übersetzt.“

Sie sind erst später im Rahmen der Familienzusammenführung nach Forchheim gekommen. Zieht es Sie immer noch nach Broumov?

„Natürlich, ich habe dort viele Freundinnen. Ich war 25 Jahre alt, als ich die Stadt verlassen habe. Aber Forchheim liebe ich auch. Ich habe schon vor Jahren gedacht, dass ich damit etwas aus meinen Tschechisch-Kenntnissen machen könnte. Da habe ich Sprachkurse bei der Volkshochschule gegeben. Den Tschechisch-Kurs haben viele Akademiker besucht, darunter auch eine Dekanin von der Universität Bamberg. Ich habe die Teilnehmer einmal nach ihrer Motivation gefragt, und sie sagten: ,Wir möchten doch die Sprache unserer Nachbarn lernen.‘ Ich finde es sehr wichtig, dass sie das machen.“