Nicht nur in Wien: Erzherzöge, ernste Comics und moderner Tanz

Foto: Archiv des Tschechischen Zentrums Wien

Nicht nur die Hauptstadt steht in den kommenden zwei Wochen im Fokus des Tschechischen Zentrums Wien. Von Ambras in Tirol bis nach Grafenegg in Niederösterreich gibt es einiges zu sehen und hören im Sommer. Außerdem verrät Michaela Dermauw, die Interimsleiterin des Tschechischen Zentrums Wien, wer nach dem Abschied von Direktor Martin Krafl den Ton angeben wird in der Herrengasse.

Michaela Dermauw  (3. von rechts). Foto: Archiv des Tschechischen Zentrums Wien
Frau Dermauw, derzeit leiten Sie das Tschechische Zentrum in Wien interimistisch. Das aber nicht mehr lange, denn ein Nachfolger für Herr Krafl steht ja bereits fest. Dürfen Sie uns schon verraten, um wen es geht und ob es bereits ein Konzept für die Zukunft gibt?

„Mojmír Jeřábek hat letztlich das Auswahlverfahren für sich entschieden. Was für die Zukunft geplant ist und wann er überhaupt genau nach Wien kommt, kann ich derzeit leider noch nicht sagen.“

Kommen wir aber nun zum Programm des Tschechischen Zentrums für die kommenden Wochen. Und da spielt vor allem die Geschichte eine große Rolle. Bereits seit gut anderthalb Wochen läuft auf dem Schloss Ambras in Tirol eine Ausstellung. Gewürdigt wird ein österreichischer Herrscher, der aber auch in Prag seine Spuren hinterlassen hat…

Ferdinand II.
„Es geht um Ferdinand II. Das Land Tirol feiert ein großes Jubiläum in diesem Jahr, denn vor 450 Jahren wurde Ferdinands Einzug in Innsbruck abgehalten. Vorher war Ferdinand der II. ja in den böhmischen Ländern als Statthalter des böhmischen Königs. Er hat in ganz Mitteleuropa zum Aufschwung von Renaissance und Humanismus beigetragen. Auf Schloss Ambras sind nun die künstlerischen Sammlungen Ferdinands zu sehen. Das Land Tirol hat dabei auch mit tschechischen Museen zusammengearbeitet, es sind also auch Stücke aus Böhmen auf Schloss Ambras zu bewundern.“

Von der Renaissance springen wir jetzt aber ins 20. Jahrhundert. Gleich am Mittwoch, den 28. Juni steht eine Buchpräsentation im Wiener Wiesenthal-Zentrum an, die das Tschechische Zentrum mitorganisiert hat. Worum geht es da?

„Tatsächlich verbindet das Tschechische Zentrum in Wien und das österreichische Wiesenthal-Center eine langjährige Zusammenarbeit. Diesmal kommt die Forschungsstipendiatin und Professorin für praktische Judaistik am Wiesenthal-Institut in Wien, Sarah Cramsey und stellt ihr Buch vor. Es geht um die jüdische Identität und ethnische Revolution in Polen und der Tschechoslowakei in den Jahren 1917–47. Die Veranstaltung findet auf Englisch statt, die anschließende Diskussionsrunde aber auch auf Deutsch und Tschechisch.“

Foto: Archiv des Tschechischen Zentrums Wien
Bleiben wir noch ganz kurz in der Geschichte. Im Green Belt Center in Windhaag bei Freistaat startet am 06. Juli eine ganz besondere Comic-Ausstellung mit dem Titel „Noch sind wir im Krieg“. Was ist da zu sehen?

„Die Ausstellung basiert eigentlich auf einem gleichnamigen Comic-Buch. 13 tschechische und slowakische Autoren haben darin in Bildern die Geschichten von Zeitzeugen festgeschrieben. Im Green Belt-Center werden diese Geschichten nun auf Wandtafeln präsentiert. Die Besucher erfahren so viel über die Front im Zweiten Weltkrieg und über die Leiden im Konzentrationslager, aber auch etwas über kommunistische Gefängnisse und die Welt der kommunistischen Geheimpolizei.“

Lassen wir nun die Vergangenheit hinter uns und kommen wir zur Kunst. Am Donnerstag, den 29. Juni lädt das Tschechische Zentrum in der Wiener Herrengasse zu einer Vernissage ein. Zu sehen werden Fotos sein…

Foto: Valentýna Janů,  Archiv des Tschechischen Zentrums Wien
„Nach dem langen Personalwechsel wird das nach langer Zeit wieder eine Vernissage bei uns im Tschechischen Zentrum sein. Geplant habe die Ausstellung ich mit einer Kollegin aus der Prager Zentrale der Tschechischen Zentren und kuratiert hat die Schau Lenka Lindauerová. Sie bringt mit dieser Ausstellung wunderschöne Fotografien von Studierenden der Prager Kunsthochschulen Damu und Umprum nach Wien. Die Fotografien zeigen, wie die jungen Künstlerinnen und Künstler mit der Wirklichkeit umgehen, im Grunde ist es eine Analyse der Wirklichkeit.“

Diesen Sommer wird in Österreich auch tschechische Musik zu hören sein, genauer gesagt auf den Grafenegger Sommerkonzerten. Auf wen können sich die Besucher da freuen?

„Tschechische Musik wird genauer gesagt im Juli und August zu hören sein, wobei sich das Programm geringfügig geändert hat. Deswegen will ich mich hier auch auf drei Veranstaltungen beschränken. Am 15. Juli spiel das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich unter Leitung von Tomáš Netopil Werke von Dvořák und Brahms. Unterstützt werden sie dabei von der ukrainischen Geigerin Alina Pogostkina. Am 20. August singt dann der gefragte Tenor Piotr Beczała unter anderem Lieder von Schumann, Dvořák und weiteren Komponisten interpretieren. Am 25. August ist schließlich die Tschechische Philharmonie zu hören gemeinsam mit dem norwegischen Cellisten Truls Mørk wiederum mit Stücken von Dvořák. Leider wissen wir noch nicht, wer die Philharmoniker dirigieren wird, denn der bisherige Dirigent Jiří Bělohlávek weilt ja seit kurzem nicht mehr unter uns.“

Costas Kekis,  Anna Prokopová und Petr Ochvat  (Foto: YouTube Kanal von ImPulsTanz)
Zum Abschluss will ich noch auf zwei Termine am 16. und 18. Juli eingehen, da wird nämlich getanzt im Kasino am Schwarzenbergplatz. Worum geht es dabei?

„Dort findet wieder das Impuls-Festival für zeitgenössischen Tanz statt. Und da werden diesmal auch die tschechischen Tänzer Anna Prokopová und Petr Ochvat auftreten, gemeinsam mit dem griechischen Tänzer Costas Kekis. Es ist eine emotionale Erzählung aus dem Zusammenspiel von Stimme und Bewegung.“