Tschechien in die EU - oder auch nicht?
Die Europäische Union scheint in Tschechien den Hauch der Exklusivität zu verlieren und wird zu einem immer mehr diskutiertem Thema auch in den Medien. Während Staatspräsident Vaclav Havel schon seit Jahren den EU-Beitritt in keinster Weise in Frage stellt, arbeitet die konservative Partei ODS derzeit zwei mögliche Zukunftsvarianten aus, wobei in der einen Tschechien jenseits der EU-Grenzen situiert ist. Mehr zum Thema von Dagmar Keberlova.
Während sich der Präsident die Frage, ob Tschechien der EU beitreten wird oder nicht, gar nicht stellt, sieht die konservative ODS die EU-Mitgliedschaft nicht so eindeutig. Außenpolitische ODS-Experten haben begonnen, eine Studie vorzubereiten, die auch die Möglichkeit miteinbezieht, dass Tschechien der EU gar nicht beitreten wird. Überhaupt zum ersten Mal lässt eine bedeutendere politische Partei in Tschechien die Möglichkeit zu, dass Tschechien außerhalb der EU bleiben könnte. Die Studie mit dem Titel "Manifest des Eurorealismus" bietet zwei Varianten der künftigen Entwicklung. In der einen, der wahrscheinlicheren, tritt Tschechien zwar der EU bei, wird dann aber innerhalb der EU gegen die Tendenz zur Auflösung der einzelnen Nationalstaaten ankämpfen müssen, in der anderen wird Tschechien als Nicht-EU-Mitglied stark an die USA gebunden sein. Der ODS-Abgeordnete Jan Zahradil, unter dessen Federführung der Text entsteht, möchte anhand des Dokumentes klarmachen, dass es mehrere Ideen zu diesem Thema gibt. Auch wenn es Zahradil zufolge eine höchst unwahrscheinliche Variante sei und die Chancen für einen Nicht- EU-Beitritt 1:99 stünden, soll es ein Versuch sein, die Vorstellungen zu formulieren, falls diese Situation eintreten sollte.