Der Streik im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen wurde nach 51 Tagen beendet
Der Streik der Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Fernsehens-CT wurde nach fast sechs Wochen am Samstag beendet Martina Schneibergova fasst zusammen:
Der Streit um den öffentlich-rechtlichen Sender, der kurz vor Weihnachten ausbrach, wurde beigelegt. Der am Freitag vom Abgeordnetenhaus gewählte Übergangsintendant Jiri Balvin unterzeichnete einen Tag später ein entsprechendes Abkommen mit den Vertretern der Fernsehgewerkschaft. Balvin bestätigte weiter, dass er die von dem inzwischen zurückgetretenen Intendanten Hodac ernannte Führung des Senders abberufen hat. Damit wurde eine der letzten Forderungen der Streikenden erfüllt: der Rücktritt der Leiterin der Nachrichtensektion Jana Bobosikova, des Finanzdirektors Jindrich Beznoska sowie der vorübergehenden Leiterin des Senders, Vera Valterova. Der neue Übergangsintendant erklärte ferner, dass die von der früheren Leitung eingefrorenen Gehälter nunmehr ausgezahlt würden. In dem Abkommen wird auch damit gerechnet, dass die Kündigungen aufgehoben werden, die noch von Hodacs Führung gegen mehrere Redakteure ausgesprochen wurden. Die Vertreter der Gewerkschaften betonten, das Abkommen sei dank des Entgegenkommens beider Seiten geschlossen worden.
Übergangsintendant Balvin beabsichtigt, mit der Führung der einzelnen Bereiche im Sender die Mitglieder des Managements zu beauftragten, die von Intendant Hodac abberufen worden waren. Die einzige Ausnahme stellt in diesem Zusammenhang der ehemalige Finanzdirektor Paluska dar, den Balvin wahrscheinlich nicht wieder einsetzen wird.
Präsident Vaclav Havel hat den Übergangsintendanten für seine ersten Schritte im Amt gelobt. Seinen lobenden Worten schloss sich auch die Bürgerinitiative "Das Tschechische Fernsehen - eine öffentliche Angelegenheit" an. Der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses Vaclav Klaus bezeichnete es hingegen als totale Niederlage, dass der Streik im Sender nicht in dem Moment beendet wurde, als der Übergangsintendant gewählt wurde. Der Vorsitzende der Christdemokraten Jan Kasal erinnerte daran, dass die Ursache des Geschehens im tschechischen Fernsehen die politisierte Wahl der Mitglieder des Fernsehrates vor einigen Monaten war. Kasal würdigte es als positiv, dass sich der neue Intendant mit den Gewerkschaftern an den Verhandlungstisch gesetzt habe und dass das Resultat der Gespräche die Beendigung des Streiks sei. Am Sonntagabend haben mehrere Hundert Menschen vor dem Nachrichtenstudio des Fernsehens das Ende des Streits um den Sender gefeiert. Während der Kundgebung dankten die Redakteure der Bevölkerung für ihre Unterstützung während des Konflikts, der internationale Schlagzeilen gemacht hatte und über den auch die Internationale Journalistenföderation vor kurzem einen ausführlichen Bericht herausgab. Die Petition für die Unabhängigkeit des Senders wurde seit Ende des vergangenen Jahres von mehr als 210.000 Menschen unterzeichnet.