In der Tschechischen Republik wird das sechste Hospiz eröffnet
Aus den medizinischen Statistiken geht hervor, dass jedes Jahr in der Tschechischen Republik ca. 22.000 krebskranke Menschen an starken Schmerzen leiden, ca. 16.000 onkologische Patienten an schweren Atemproblemen und ca. 9.000 an Depressionen. Diese Symptome tauchen jedoch auch bei anderen chronischen Erkrankungen auf. Ein würdigeres Milieu als viele Krankenhäuser und vor allem die entsprechende palliative, d.h. schmerzlindernde Pflege bieten den schwerkranken Patienten Hospize an. Über die aktuelle Lage des noch jungen tschechischen Hospizwesens informierten seine Begründer am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. Martina Schneibergova war dabei.
In der Tschechischen Republik gibt es momentan fünf Hospize, die über ca. 150 Betten verfügen. Die sechste Einrichtung dieser Art wird nächste Woche im nordböhmischen Litomerice/Leitmeritz eröffnet. In ein Hospiz kann der Patient in dem Fall eingeliefert werden, wenn sein Leben gefährdet ist und er im Krankenhaus nicht mehr behandelt werden kann. Wie die Initiatoren für die Errichtung der ersten Hospize in Tschechien betonten, stellen die Hospize jedoch keinerlei Sterbeeinrichtung dar, sondern in einem Hospiz soll die Qualität des Lebens möglichst bis zum Ende bewahrt werden.
Dr. Ondrej Slama von der Uni-Klinik für Hämatomonkologie in Brno erinnerte daran, dass die bestehende Zahl der Hospizplätze den wirklichen Bedarf kaum zur Hälfte decken kann. Nach internationalen Kriterien wird mit 5 Hospizplätzen für 100.000 Einwohner gerechnet. Dieser Standard ist in Tschechien jedoch bei weitem noch nicht erreicht. Außerdem mangelt es nach Slamas Meinung an spezialisierten Abteilungen für die Palliativpflege auch in den Krankhäusern. Als besonders besorgniserregend bezeichnete er die Feststellung, dass viele Ärzte die Symptome einer tödlichen Erkrankung nicht behandeln können, dass sie die Prinzipien der Schmerzlinderung nicht beherrschen und mit todkranken Patienten nicht zu kommunizieren wissen. Das Personal in den Hospizen wird in diesen Bereichen speziell geschult und sowohl Ärzte als auch Krankenschwestern sind in der Lage, nicht nur mit dem Patienten, sondern auch mit seiner Familie zu sprechen. Dr. Marie Svatosova, Begründerin des ersten Hospizes in Tschechien, betont, dass man zuerst die Schmerzen lindern und erst dann den Patienten begleiten müsse. Sie meint:
"Dies hängt sehr von den Krankenschwestern und Krankenpflegerinnen ab. Sie orientieren sich in den einzelnen Phasen, die der Patient durchmacht - der Phase der Depression, der Versöhnung, des Schocks. In jeder Phase muss das Personal auch mit der Familie des Patienten sprechen. Wir sind froh, wenn auch ein Familienangehöriger mit dem Patienten im Hospiz bleiben kann. Das Ziel besteht darin, sowohl den Kranken auch ihren Familien dabei zu helfen, die unveränderliche Lage zu akzeptieren. Grundsätzlich darf man den Patienten nicht belügen, die Wahrheit braucht man jedoch nicht auf einmal mitzuteilen. Der Patient wird den Arzt nicht weniger hochschätzen, wenn er gesteht, er sei nicht allmächtig."