Journalismus in Tschechien zwischen Gesetzgebung und Berufsethos
In der tschechischen Öffentlichkeit und Presse tauchen im Zusammenhang mit den Querellen rund um das öffentlich-rechtliche Fernsehen Themen auf, die einerseits den rechtlichen Rahmen der Mediensphäre zum Inhalt haben und andererseits Fragen aufwerfen, die die moralische Perspektive der journalistischen Tätigkeit grundsätzlich ins Auge fassen. Marcela Pozarek berichtet.
Der Konflikt rund um das Tschechische Fernsehen bietet deshalb soviel Zündstoff weil man sich mit dem Themenkomplex politischer Machtanspruch versus Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit auseinandersetzen muss und das in einem Land, wo laut der Vorsitzenden des tschechischen Journalisten-Syndikats Irena Valova, die Tätigkeit des Journalisten der eines gewöhnlichen Arbeiters gleich gesetzt wird.
"Unsere Legislative behandelt den Journalisten als Produzenten von Artikeln etc., so wie beispielsweise Arbeiter halt eben Ziegel produzieren. Hingegen in entwickelten Demokratien anerkennt das Gesetz, dass es so etwas wie Journalisten gibt. Das Wort Journalist existiert in der tschechischen Gesetzgebung nicht und Ausdrücke wie Berufsethos oder Unabhängigkeit schon gar nicht."
Valova kommt zum Schluss, dass dies darauf zurück zu führen ist, dass tschechische Politiker gar nicht wissen was Medien sind und was für einen Auftrag sie haben.
Der Publizist Karel Hvizdala, der lange in Deutschland tätig war, führte in einem Gespräch mit der Tageszeitung Mlada fronta Dnes die Folge dieser unerfreulichen Kollision von Desinteresse an berufsethischen Fragen des Journalismus und kommerziellen aber auch unverhohlen politischen Machtansprüchen aus.
"In Ländern die ich kenne, würde so etwas wie mit dem Tschechischen Fernsehen nicht passieren, höchstens in Kombination mit einem politischen Putsch. Dies deshalb, weil der Rat aus kompetenten Leuten zusammengesetzt werden muss und die wiederum würden einen kompetenten Direktor wählen. Die Medien waren in Tschechien nach dem Jahre 1989 so etwas wie ein erstes gesellschaftliches Glied, das sich befreit hat. Deshalb schien es, als wäre alles in Butter und an so Dinge wie das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Medienbereich dachte man gar nicht."
Zur Zeit herrscht im Tschechische Fernsehen eine Pattsituation, aus der es keine einfachen Auswege gibt, wie Petr Brod, Chefredakteur der tschechischen BBC Redaktion im Gespräch mit Radio Prag anmerkte:
Ein weiterer BBC Redakteur Jaroslav Veis ist übrigens nicht der Meinung das der Weg über die Legislative der einzig gangbar sei.
"Lösungen der Sorte "es muss im Gesetz stehen" haben einen leicht technokratischen Anhauch. Wichtig ist der moralische Nährboden, aus dem die Gesetze aufkeimen."