Fun oder Fakten - wie viel Chancen hat der Qualitätsjournalismus?
Unter dem Titel "Fun oder Fakten" wurde im niederösterreichischen Dürnstein bei den Wachauer Journalistentagen das Thema Qualitätsjournalismus erörtert. An der Veranstaltung des Friedrich-Funder-Instituts nahmen zahlreiche prominente Referenten und Gäste aus Österreich sowie den mittel- und osteuropäischen Nachbarstaaten teil. Dagmar Keberlova war bei der internationalen Konferenz dabei.
Die Wachauer Journalistentage sind bereits zu einem der wichtigsten journalistischen Events in Österreich überhaupt geworden. Bestimmt einmalig aber sind sie durch die Internationalität der Teilnehmer, denn für die viertägige Konferenz kommen junge Journalisten aus 11 mittel- und osteuropäischen Nationen zusammen. "Medien und Qualität" - eine demokratiepolitische Notwendigkeit, hieß das Motto des heurigen Treffens. Das es ein hochaktuelles und anregendes ist, bewiesen nicht nur die interessanten Vorträge, sondern auch die anschließenden heftigen Diskussionen. Standard-Chefredakteur Gerfried Sprel meinte, Qualitätsjournalismus habe auch künftig eine Chance, weil "das Fernsehen immer mehr zum elektronischen Boulevard verkommt."
Gleichzeitig könnten die Qualitätsmedien "eine Sprachwelt entwickeln, die die Leserschaft ergreift." Im Unterschied zu den Boulevardmedien bringe der Qualitätsjournalismus nicht nur schnelle Information, sondern auch Überzeugung. Gerald Freihofner, Präsident des Friedrich Funder Instituts, warnte, dass die sog. "Sager" und "Aufreger" nicht wichtiger sein dürfen als Zusammenhänge und Inhalte. In den jeweiligen Länderberichten wurde die aktuelle Situation in Österreich mit anderen mittel- und osteuropäischen Staaten verglichen und diskutiert. Wo die österreichischen Boulevardzeitungen schon eine lange Tradition haben, florieren diese in den jungen Demokratien nach ihrem kurzen Bestehen, da sich die totalitären Regime durch die Nicht-Existenz von Boulevard ausgezeichnet haben. Auf der Gegenseite gibt es im Vergleich zu Österreich in vielen neudemokratischen Staaten privates Fernsehen, dass einen beträchtlichen Teil an der Boulevardmedienlandschaft an sich übernimmt. Je nach Land ist auch die Beeinflussung der Journalisten, sowohl der Qualitäts- als auch der Boulevardredakteure anders. In Ungarn stark politisch, in Tschechien sind eher die wirtschaftlichen Interessen im Spiel, zu Österreich bezog der Chefredakteur des ORF, Gerhard Vogl, Stellung:
"Das war nie ein Problem einer speziellen Partei oder Regierung. Es war immer der Versuch da und es wird vermutlich viele Jahre noch weitergehen. Es ist nur eine Frage des persönlichen Mutes. Wir haben Generalintendanten gehabt, die unabhängiger waren wie etwa Gerd Bacher, und wir haben Generalintendanten gehabt, die nicht so stark waren. Wir haben Chefredakteure gehabt, die sich von der Politik wenig gefallen haben lassen und wir hatten solche, die sich viel gefallen haben lassen. Ich halte es mindestens zur 50 Prozent der Frage für eine Frage der Persönlichkeit, der Couragiertheit und des Nichtgefallen Lassens." Einen ausführlichen Bericht über die Beziehung der österreichischen Medien zu der Tschechischen Republik, in dem wir uns diesbezüglich mit dem Chefredakteur der österreichischen Tageszeitung "Die Presse" und dem Chefredakteur des ORF Gerhard Vogl unterhalten werden, bieten wir Ihnen in der nächsten Ausgabe von Eurodomino am 11. Juni.