Wahlspots der Parteien
Wahlmeetings, scharfe Debatten in den Medien, aber auch Werbespots: dies alles gehört zum Wahlkampf. Mit dem letztgenannten Aspekt befasst sich Silja Schultheis.
Wahlen 2002 - seit ein paar Tagen werden die tschechischen Bürger täglich auch per Reklame in den öffentlich-rechtlichen Medien daran erinnert. Doch die Wahlspots der Parteien sind, kaum dass sie auf dem Bildschirm bzw. im Äther erschienen sind, bei Medienkritikern bereits gnadenlos durchgefallen. Soviel Langeweile und Dilettantismus habe sie schon lange nicht erlebt, sagte die Reklame-Psychologin Jitka Vysekalova der Tageszeitung Mlada fronta dnes. Und fügt hinzu, dass eine Reihe von Tschechen wohl überhaupt nicht zur Wahl gehen würde, wenn das Ansehen der TV-Werbespots verpflichtend wäre. Denn die meisten Parteien beschränkten sich in ihrer Reklame auf die Aufforderung "Wählen Sie uns", ohne dem Bürger plausibel zu machen, warum er dies eigentlich tun sollte.
"Wie sich die Wahlversprechen der Politiker nach den Wahlen in Nichts auflösen, wissen Sie", so die Humanistische Allianz in ihrem Rundfunk-Wahlspot. Als Alternative bietet die Partei weiter an: "Wenn Sie eine Veränderung wollen, wählen Sie keine der Parlamentsparteien. Humanistische Allianz - Ihre glückliche Wahl."
Und was versprechen die Parlamentsparteien? Die regierende sozialdemokratische Partei (CSSD) setzt auf Gesichter - neben ihrem Spitzenkandidaten Vladimir Spidla auf die beim Volk beliebte Petra Buzkova sowie Innenminister Stanislav Gross. Die Demokratische Bürgerpartei ODS ruft - für eine konservative Partei nicht unbedingt üblich - die Wähler auf, gemeinsam einem neuen Schicksal entgegen zu gehen. Und die Koalition aus Freiheitsunion und Christdemokraten (US/KDU-CSL)? Sie lässt einen Bürger zu Wort kommen, der enttäuscht feststellt, er habe sich letztes Mal gegen die Linke mobilisieren lassen - mit der Folge, dass diese Dank der rechten ODS dennoch an die Regierung kam. Eine klare Anspielung auf den sog. Oppositionsvertrag zwischen Sozial- und Bürgerdemokraten. Um eine ähnliche Konstellation zu vermeiden, wähle er diesmal die Koalition.
28 Parteien treten am 14./15. Juni zu den Parlamentswahlen an. Doch nicht alle machen von ihrem Recht Gebrauch, bis zum 11. Juni, 3 Tage vor den Wahlen, Sendezeit für Wahlspots in Anspruch zu nehmen. So hat die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens beispielsweise gänzlich auf Fernsehreklame verzichtet und stattdessen die dadurch eingesparten 50 Tausend Kronen (rund 1.700 Euro) einem Kinderheim gespendet.