Traumtag Böhmen
Am Sonntag wurde in Cesky Krumlov/Krummau der sogenannte "Traumtag in Böhmen" eröffnet, der im Rahmen der 50. Festspiele Europäische Wochen Passau stattfand. Wir haben Sie in unseren Sendungen bereits darüber informiert, dass die Festspielbesucher zwei Glocken für die Gemeinde Zlatá Koruna/Goldenkron gespendet haben. Die Übergabe der zweiten Glocke fand eben am Sonntag im Rahmen dieses Traumtags in Böhmen statt. Meine Kollegin Martina Schneibergová war dabei und hat den Traumtag mit den Festivalveranstaltungen miterlebt.
- Martina, du warst gestern viel unterwegs - wieso ein Traumtag?
An diesem Tag machte das Passauer Festival einen Abstecher nach Tschechien - nach Südböhmen. Diesen so zu sagen "tschechischen" Festivaltag gibt es seit 1997. Als ich den Titel "Traumtag" zum erstenmal las, hielt ich es vielleicht für ein wenig übertrieben. Ich reise gestern von Passau nach Cesky Krumlov, und muss den Festivalveranstaltern Recht geben, dass man wirklich durch eine traumhafte Landschaft fährt. Daher kommt nämlich auch die Bezeichnung dieses Festivaltags. Denn zu den Veranstaltungen in Südböhmen kommen Besucher aus Deutschland und Österreich. Aus Passau sind diesmal zwei volle Busse mit Festspielbesuchern gekommen, das Interesse war sehr groß.
- Was spielte sich an diesem Tag ab, was sind Deine Eindrücke?
Der Tag wurde mit einer Matinee unter dem Titel "George Gershwin und Stefan Zweig" in der Schlossreitschule in Cesky Krumlov eröffnet. Die Musik dieser Matinee haben Sie übrigens zu Beginn dieser Sendung gehört. Es war eine interessante Kombination - Musik von Gershwin und Greinigner, gespielt von dem polnischen Klavierduo Anna Walachowski und Alfons Kontarsky, und der Schauspieler Rufus Beck las aus den Sternstunden der Menschheit die Entdeckung Eldorados. Den Höhepunkt stellte aber das Nachmittagskonzert in Zlata Koruna dar.
- Dort wurde dann auch die Glocke überreicht?
Es war bereits die zweite Glocke, die von den Festspielbesuchern gespendet wurde, und zwar auf Initiative des Intendanten des Festivals, Dr. Pankraz Freiherr von Freyberg. Denn während des Zweiten Weltkriegs wurden zwei Glocken der Klosterkirche von deutschem Militär eingeschmolzen. Die feierliche Übergabe der zweiten Glocke fand vor dem Konzert statt. Dr. von Freyberg sagte dabei folgendes:
"Viele der hier anwesenden Festspielsbesucher der letzten Jahre haben 9.000 DM (heute 4.500 Euro) gespendet für eine zweite Glocke. Die Glocke wurde gegossen am 21. März - in Passau in der Glockengießerei Perner. Herr Perner sitzt gleich hier vor mir - ich danke Ihnen, dass der Guss gelungen ist, aber der Herr Pfarrer hat auch gebetet - und das war sehr wichtig. Die Bronzeglocke wiegt 85 Kilo, und auf der Vorderseite steht geschrieben "Gloria in excelsis deo et in terra pax hominibus bonae volantatis" (Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind)..."
Ja, auf der Glocke steht noch: gestiftet zur 50-Jahrfeier der Festspiele Europäische Wochen Passau von deren Freunden. Sie klingt übrigens ganz schön - das hat der Bürgermeister mit dem Pfarrer ausprobiert:
- Das war bestimmt eine gute Einleitung für das Konzert?
Das Konzert war wirklich hervorragend. Mit dem Jazzchor Freiburg sang die Jazz-Sängerin Freida Williams aus New York. Und ihr gelang es, das Publikum, das von der Hitze schon richtig angeschlagen war, zum Mitsingen, Mitklatschen und fast Mittanzen zu bewegen. Es war ganz lustig zu beobachten, wie auch die verschiedenen offiziellen Vertreter des Landkreises etc., die in der ersten Bank saßen, zuerst so steif waren, und plötzlich aufstanden und begannen zu klatschen usw. Ich glaube, dass diese altehrwürdige Klosterkirche so etwas kaum jemals erlebt hat. Aus Zlata Koruna ging es während des Traumtags noch weiter nach Hluboka/Frauenberg, aber Zlata Koruna war - meine ich doch der Höhepunkt: