Denkmäler und historische Bauwerke in Gefahr
Die verheerenden Auswirkungen der Hochwasserkatastrophe sind mittlerweile auch für viele Kulturdenkmäler eine gefährliche Bedrohung geworden. Über die vorläufige Schadensbilanz und etwaige Konsequenzen, die aus der aktuellen Situation zu ziehen sind, hören Sie nun einen Bericht von Gerald Schubert:
Wie sieht nun eine erste Einschätzung der Schäden aus? Dazu haben wir den Architekten und Denkmalexperten Zdenek Lukes befragt.
"Ohne Zweifel sind die Gebäude und ihre Fundamente am meisten bedroht, obwohl ich andererseits sagen muss, dass gerade die ältesten Bauwerke eine gewisse Widerstandsfähigkeit entwickelt haben, weil die Keller der Häuser und Paläste auf der Kleinseite und in der Altstadt im Mittelalter praktisch regelmäßig überflutet wurden. Diese können also paradoxerweise besser überleben, als manche der neueren Bauwerke."
Weiters wollten wir wissen, welche präventiven Maßnahmen man aus der Perspektive des Denkmalschutzes nun treffen sollte, um ähnlichen Katastrophenschäden künftig vorzubeugen. Man dürfe, so Luke, die Situation nicht unterschätzen, da die Schäden teilweise beachtlich seien. Dennoch müsse man an historisch sensiblen Stellen äußerst behutsam vorgehen, meint der Architekt:
"Auf der anderen Seite warne ich aber vor manchen Meinungen, die zur Zeit geäußert werden, denen zufolge es nötig sei, alle Ufer baulich zu erhöhen und dort spezielle, schwere Konstruktionen anzubringen, die ein Überlaufen des Wassers verhindern sollen. Das könnte für die historische Stadt natürlich ein schwerer Schlag sein."
Lukes zufolge solle man eher an die Bereitstellung mobiler Barrieren denken, wie sie nun bereits beim Schutz der Prager Altstadt erfolgreich eingesetzt wurden. Und zur Annahme ausländischer Hilfe meint er:
"Hier geht es nicht nur um Geld, hier geht es auch um Fachleute, um Experten, von denen viele bereits Erfahrungen mit Überschwemmungsschäden haben, etwa aus Italien. Überhaupt ist jeder Rat, jede anzuwendende Methode jetzt überaus wertvoll."
Wie groß jedenfalls insgesamt die Schäden sind, und wie schwierig die Finanzierung des Wiederaufbaus auch sein mag - eines scheint gewiss: Nämlich dass man nicht jede mögliche Einnahmequelle ausschöpfen wird. In der Stadtverwaltung von Cesky Krumlov / Krummau weiß man von Anfragen aus fünf verschiedenen Reisebüros, die ihren Kunden gerne eine Art Katastrophentourismus anbieten wollten. Ein Sprecher der Stadtverwaltung meinte aber, dies komme beinahe einer Plünderung gleich, und man habe jene Ansinnen brüsk zurückgewiesen. Dennoch konnten mittlerweile die meisten Bereiche der Innenstadt für den üblichen Tourismus freigegeben werden.